Velbert. MC-Reporterin Sarah Väthen ist anders. Und sie ist stolz darauf. Ein Plädoyer für die Vielfalt.
„Wenn man so rumläuft wie du, brauchst du dich auch nicht zu wundern, dass die Leute so schauen. Du bist nun mal anders.“ Ein Satz, den ich wohl nie vergessen werden. Damals war ich 16 Jahre alt und sprach mit meiner Mutter darüber, wieso die Menschen auf der Straße mich so komisch ansahen, obwohl ich doch genau wie sie war.
Naja, nicht genau wie sie. Ich war zu der Zeit gepierct und hatte blaue Haare. Dass das nicht gerade das normale Aussehen der Gesellschaft war, war mir durchaus klar. doch wieso die Leute einen so anstarrten, nur weil man so herumläuft wie man sich nun mal am wohlsten fühlt, hatte ich bis dato immer noch nicht verstanden.
Piercings, Tattoos und bunte Haare
Mittlerweile sieht es ein wenig anders aus. Ich bin zwar noch stärker gepierct, hab immer noch bunte Haare und bin tätowiert, aber von den Blicken merke ich schon lange nichts mehr. Es liegt nicht daran, dass ich nicht mehr wegen meines Aussehens auf der Straße doof angesehen werde. Vielmehr liegt es daran, dass ich mich an die Blicke gewöhnt habe.
Erlebnis im Freizeitpark
Gemerkt habe ich das vor allem, als ich mit meiner Schwester, die so aussieht wie jedes andere 17-jährige Mädchen zurzeit auch, und unseren Freunden im Movie Park war. Während wir durch den Park liefen, sprach sie mich irgendwann darauf an, ob mich es nicht nerven würde, dass viele Menschen, vor allem Kinder und ältere Personen, mich dauernd anschauen würden, als ob ich vom Mars käme.
Mich hatte es erst ein wenig gewundert, dass meiner Schwester das aufgefallen ist, bis ich dann selbst merkte wie auffällig die Leute das machten. Ab da wurde es mir erst richtig wieder bewusst.
Ich war und bin einfach anders. Und wer anders ist, wird nun mal angestarrt und manchmal sogar darauf angesprochen. Dies war meine Devise daraus, doch das ist falsch. Zum einen definiert jeder das Wort „anders“ für sich individuell und zum anderen ist all das anders, was man nicht versteht. Geht man vom Letzteren aus, kann man gar nicht anders sein nur, weil man so rumläuft wie ich, denn was ist daran nicht zu verstehen, sich so zu zeigen wie man sich am wohlsten fühlt oder wie man nun mal ist?
Jeder Mensch hat eine Daseinsberechtigung
Kein Mensch sollte angestarrt werden, nur weil er nicht so aussieht wie die Ideale und Normen einer – angeblich – so toleranten Gesellschaft. Niemand sollte dafür diskriminiert oder verurteilt werden, sei es, weil diese Person so rumläuft wie ich, sie Übergröße hat oder in irgendeiner Weise entstellt ist. Niemand sollte das Gefühl vermittelt bekommen, dass er oder sie angeblich anders sei. Nur, weil man so ist, wie man ist, heißt es nicht, dass man schlechter oder weniger Wert ist, als die anderen.
Jeder Mensch ist einzigartig und sollte dafür in keiner Art und Weise diskriminiert werden - sondern gefeiert. Gefeiert dafür, dass er sich so gibt, wie er ist und sich nicht danach verbiegt, wie diese ach so tolerante Gesellschaft ihn gerne hätte.
Ihr fragt euch jetzt sicher, wie ich damit umgehe. Sagen wir es so. Ich führe mittlerweile regelmäßige Blickduelle. Und ja, ich bin diejenige, die gewinnt.
Sarah Väthen, Klasse: 12A, Berufskolleg Bleibergquelle, Velbert.
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