Depressionen

Jeder 20. Deutsche ist betroffen

| Lesedauer: 3 Minuten
Menschen, die unter Depressionen leiden, fehlt oft die Kraft für den Alltag. Sie möchten sich am liebsten nur noch einkapseln vor der Welt.

Menschen, die unter Depressionen leiden, fehlt oft die Kraft für den Alltag. Sie möchten sich am liebsten nur noch einkapseln vor der Welt.

Foto: imago stock&people

Hemer.  Eine Betroffene rät, Hilfe anzunehmen, und wünscht sich von anderen eine höhere Akzeptanz für die Krankheit und ihre Folgen.

In Deutschland ist die Zahl der an Depressionen erkrankten Menschen auf rund vier Millionen angestiegen, was bedeutet, dass jeder 20. in Deutschland darunter leidet. MediaCampus sprach mit einer Betroffenen, die anonym bleiben möchte.

Wie bemerkten Sie, dass mit Ihnen etwas ,,nicht stimmt“?

Alles fing erst ganz harmlos an. Die Zahl meiner Arztbesuche stieg dann plötzlich an, ich kämpfte oft mit Bluthochdruck und Herzrasen. Oft saß ich einfach nur da voller Antriebslosigkeit, bekam Weinattacken ohne einen bestimmten Grund bis hin zu nächtlichen Panikattacken.

Denken Sie, dass Ihre Vergangenheit in Verbindung zu bringen ist mit Ihren Depressionen?

Ja, ich denke schon. Aber nicht nur. Jahrelang kämpfte ich ständig damit, nicht nur 100 Prozent, sondern immer 200 Prozent zu geben. Der Druck war enorm.

Können Sie uns Auskunft über eine psychiatrische Behandlung geben?

Nach einigen Gesprächen wird man medikamentös behandelt. Es ist, als wäre man in einer anderen Welt. Plötzlich ist man ganz ausgelassen.

Würden Sie sich mehr Hilfe von außen wünschen?

(nachdenklich) Akzeptanz. Die meisten denken, Depressionen wären wie Schnupfen, der bald vorüber geht. Die Therapiezeiten, die von der Krankenkasse übernommen werden, sind leider zu kurz, um wirklich ,,geheilt“ zu werden.

Was gab Ihnen den Antrieb nicht aufzugeben?

In einer Therapie lernten wir, uns sogenannte Notfallpläne zu erstellen. Ich nehme dann meistens einen Stein, auf dem „Mut“ steht, in die Hand und versuche, mich so auf den Boden der Tatsachen zu bringen. Wenn alle Stricke reißen, denke ich an meine Kinder.

In wie weit beeinflussen Ihre Depressionen Ihren Alltag?

Sie beeinflussen meinen kompletten Alltag. Für alles fehlt die Kraft und jeglicher Sinn. Bei den kleinsten Problemen wird einem alles zu viel.

Können Sie uns Tipps für Betroffene oder deren Angehörige geben?

An erster Stelle erst einmal ein Tipp für die Betroffenen: Nehmt auf jeden Fall Hilfe an und baut niemals eine Fassade auf. Sprecht offen über eure Probleme und Symptome. Und den Angehörigen möchte ich folgenden Tipp geben: Versucht einfach zuzuhören, nehmt den Betroffenen ernst. Eine an Depression erkrankte Person zu fragen, wie es ihr geht, ist wie einen Gelähmten zu fragen, ob er Schmerzen spürt.

Wollen Sie unseren Lesern zum Schluss noch etwas auf den Weg mitgeben?

Menschen wie ich würden sich über oberflächliche Probleme wie Geld oder Aussehen freuen. Das, was wir wollen, ist innerliche Zufriedenheit, Geborgenheit, Liebe und Akzeptanz. Also vergesst niemals, die einfachen Dinge im Leben wert zu schätzen, denn genau diese machen das Leben wirklich aus.

Ecem ÜrükElena IoannouAlessia CelentanoKlasse 9bHans-Prinzhorn-Realschule Hemer

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