Sucht

Wenn Glücksspiel zur Sucht wird

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Besonders junge Männer verfallen der Spielsucht. Insgesamt sind laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung über 500 000 Menschen in Deutschland spielsüchtig.

Besonders junge Männer verfallen der Spielsucht. Insgesamt sind laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung über 500 000 Menschen in Deutschland spielsüchtig.

Foto: Britta Pedersen

Hagen.   Der junge Hagener Ali geht täglich in die Spielhalle. Bis zu 700 Euro verzockt er im Monat. Mehmet Rodi Bingöl sprach mit ihm über seine Sucht.

Früh am Morgen öffnet die Spielothek im Hagener Stadtteil Haspe ihre Türen. Die ersten Gäste bestellen sich ihren Kaffee und nehmen in der gemütlichen und warmen Spielhalle Platz. Die Spielautomaten leuchten hell und verlockend. Die Kunden haben bereits ihr Geld in der Hand. Gleich landet es auch schon im ersten Automaten.

Auch Ali* betritt die Spielothek. Mit einem freundlichen Lächeln begrüßt er die Mitarbeiterin und bestellt sich eine Cola. Etwas nervös sucht er einen freien Automaten. „Der letzte Cent findet hier sein Platz“, kommentiert er den Gang zum Automaten, den er mit seinen Münzen füttert. Aufgeregt ruft er: „Gib mir Freispiele“. Ali ist jeden Tag hier. „Sonst habe ich nichts zu tun.“

Ein Teufelskreis entsteht

Rund eine halbe Million Menschen in Deutschland sind spielsüchtig. Nicht wenige „Zocker“ verschulden sich, denn aus anfänglich kleinen Beträgen werden schnell hohe Summen. Ein Teufelskreis entsteht: Umso mehr Schulden ein Spieler hat, umso mehr verfällt er der Sucht. Denn er hofft, seinen Einsatz wieder zurückzugewinnen.

Ali verspielt nach eigenen Angaben zwischen 500 und 700 Euro im Monat. „Meine Familie weiß nichts von der Spielsucht. Aber meine Freunde nennen mich den ,Verzocker’“, erzählt der Schüler, der eine Schule in Hagen besucht und noch bei seinen Eltern lebt.

Nur eine Therapie hilft aus der Sucht

So wie Ali geht es vielen Menschen, die ihr Geld verspielen und oft verzweifeln und sich allein gelassen fühlen. Häufig werden durch die Spielsucht die Familien zerstört, nicht selten verlieren die Betroffenen ihren Arbeitsplatz. Die einzige Möglichkeit, diese Sucht zu bekämpfen, ist eine Therapie.

Nach einer Mitteilung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) aus dem Jahr 2014 sind junge Männer bis 25 Jahre besonders gefährdet. Eine geringe Schulbildung, Arbeitslosigkeit und Migrationshintergrund sind laut BZgA weitere Faktoren, die Spielsüchtige aufweisen. Als besonders risikoreich erweisen sich das Spielen an Geldspielautomaten, die Teilnahme an Sportwetten und an Casino-Spielen im Internet.

Ein schwerer Kampf

„Ich rate jedem, niemals zu spielen. Denn aus dieser Sucht herauszukommen ist ein schwerer Kampf“, sagt Ali und erzählt, wie er vor sechs Monaten 3000 Euro gewann. Da habe er erst richtig angefangen zu spielen. „Wenn du einmal richtig viel Geld ‘rausgeholt hast, fängt die ganze Sucht erst an“, ist er überzeugt. Dann geht er wieder zurück zu seinen Spielautomaten.

* Name geändert

MC-Reporter Mehmet Rodi Bingöl, Klasse 11, Gesamtschule Haspe, Hagen

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