Witten/Nordstrand. Auf der Schleswig-Holsteinischen Halbinsel Nordstrand entsteht derzeit ein Klimaschutzdeich. Jan Lukas Rysi berichtet über den Bau.
Deichbau ist schon seit vielen hundert Jahren ein Thema an der Deutschen Nordseeküste, um die Küstenbewohner vor Sturmfluten und deren Folgen zu schützen. Und das Thema hat auch heute nichts von seiner Wichtigkeit eingebüßt, denn der Klimawandel bringt es mit sich: Der Meeresspiegel steigt stetig an und extreme Wetterphänomene treten zunehmend auf – auch in Deutschland. Das spüren auch die Menschen, die an der Küste in Norddeutschland leben, wo es immer häufiger zu Überschwemmungen und Überflutungen kommt.
Aus diesem Grund wird in Nordstrand ein Klimaschutzdeich gebaut. Seit 2013 wird daran gearbeitet, den Deich von Nordstrand zu erhöhen. Im Oktober 2016 sollen die Baumaßnahmen abgeschlossen sein. Die Kosten belaufen sich auf rund 27 Millionen Euro. Wenn der Deich fertig ist, soll er mit einer Höhe von 8,70 Metern über dem mittleren Meeresspiegel und 2,5 Kilometern Länge rund 612 Hektar Fläche und rund 370 Einwohner schützen.
Schwere Maschinen statt grasender Schafe
So grasen seit Beginn der Baumaßnahmen keine Schafe mehr auf dem Deich. Stattdessen rollen hier schwere Maschinen. Man selbst denkt auf den ersten Blick: „Das ist eine Baustelle wie jede andere, sie sieht nicht besonders einladend aus und die Bauarbeiten machen Lärm.“ Und leider sind viele Feriengäste aufgrund der Baumaßnahmen in den letzten Jahren auch nicht mehr gekommen. Doch wenn man eine der Baustellenführungen von Maren Mölck, Besitzerin der Pension „Nis Puk“, direkt hinter dem Deich, mitmacht, sieht man die Sache gleich ganz anders.
Die Feriengäste verfolgen die Führung, die einmal wöchentlich stattfindet, mit großem Interesse. Jeder staunt über die bulligen Maschinen, mit denen die Bauarbeiter millimetergenau arbeiten. Und Maren Mölck wird nicht müde, das Konzept von Geowaben, Sandsäulen und anderen Maßnahmen zur Deichsicherung fachmännisch zu erklären. Vor allem macht sie deutlich, dass die Erhöhung des Deichs wichtig für den Schutz der Halbinsel ist. Am Ende zeigt schließlich jeder Feriengast Verständnis und ist nun eher bereit, die Unannehmlichkeiten, wie zum Beispiel Lärm und Dreck, in Kauf zu nehmen.
Kuchen für die Bauarbeiter
Gemeinsam mit meiner Familie habe ich bei unserem diesjährigen Urlaub auf Nordstrand, wie auch schon im letzten Jahr, eine solche Baustellenführung mitgemacht und gestaunt, wie schnell die Arbeiten doch vorangekommen sind. Zumal über die Wintermonate nicht weitergebaut werden kann. Und wir sind sicher, dass wir auch im nächsten Jahr wieder an einer Führung teilnehmen werden, um uns auch den letzten Bauabschnitt ausführlich erklären zu lassen.
In der Zwischenzeit informieren wir uns regelmäßig auf www.heute-schon-deich-geguckt.de über den aktuellen Stand der Dinge. Denn Maren Mölck wird fast jeden Tag vom Bauleiter angerufen und über Neuigkeiten informiert, welche sie dann auf ihrer Internetseite veröffentlicht. Auch darüber hinaus ist sie sehr engagiert. Mit einigen anderen Damen von der Insel backt sie einmal in der Woche Kuchen für die Bauarbeiter, welche sich besonders darüber freuen.
Geldverschwendung oder zwingend notwendiger Schutz?
Doch es gibt auch einige Menschen, die auf dem Festland leben, die wenig Verständnis für die Baumaßnahmen zeigen. Sie sind der Meinung, dass die Deicharbeiten Geldverschwendung sind. Obwohl die Folgen, für die Festlandbewohner verheerend sein könnten, wenn es Nordstrand nicht mehr geben würde. Das Wasser könnte bei einer weiteren Sturmflut in die benachbarte Stadt Husum laufen und von dort aus weiter durch die Kanäle. Nordstrand ist wie ein Deich für das Hinterland und hält so den Großteil des Wassers von ihm fern. Und so gilt auch heute noch das alte plattdeutsche Sprichwort: „Keen nich will dieken, de mutt wieken.“
MediaCampus-Reporter Jan Lukas Rysi, Klasse 8b, Albert-Martmöller-Gymnasium, Witten
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