Kommentar

Licht und Schatten von TTIP

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Greenpeace hat jüngst geheime Dokumente zum umstrittenen Freihandelsabkommen TTIP veröffentlicht. Vor dem Brandenburger Tor wurde ein gläserner Leseraum eingerichtet, in dem Bürger in Ruhe Einsicht in die Dokumente nehmen können.

Greenpeace hat jüngst geheime Dokumente zum umstrittenen Freihandelsabkommen TTIP veröffentlicht. Vor dem Brandenburger Tor wurde ein gläserner Leseraum eingerichtet, in dem Bürger in Ruhe Einsicht in die Dokumente nehmen können.

Foto: Getty Images

Freudenberg.   MC-Reporter Yannick Krapohl wägt die möglichen positiven und negativen Auswirkungen von TTIP gegeneinander ab.

Das Transatlantische Freihandelsabkommen (kurz: TTIP, abgeleitet von der offiziellen englischen Bezeichnung „Transatlantic Trade and Investment Partnership“) ist derzeit eines der politischen Top-Themen. Doch was ist TTIP überhaupt?

Es handelt sich um ein vorgeschlagenes Abkommen zwischen den USA und der EU. Bei diesem Abkommen, das schon seit Juni 2013 ausgehandelt wird, geht es darum, dass es zwischen der EU und den USA eine Freihandelszone geben soll. Das bedeutet, dass wenn Waren von der EU in die USA oder anders herum exportiert werden, keine Zölle mehr bezahlt werden und andere Handelsbeschränkungen abgebaut werden sollen. Bis Ende 2016 soll TTIP ausverhandelt sein.

Das Freihandelsabkommen ist allerdings stark umstritten. Die befürwortenden Politiker, zum Beispiel Bundeskanzlerin Angela Merkel, erhoffen sich von TTIP, dass die Wirtschaft zwischen den USA und der EU stärker floriert. Denn wenn keine Zölle mehr gezahlt werden müssen und andere Investitionshürden abgebaut werden, verbessern sich die Bedingungen für den Handel untereinander. Dadurch soll der Absatz und somit auch der Umsatz steigen, wodurch wiederum neue Arbeitsplätze geschaffen werden könnten. In der Folge soll schließlich auch die Zahl der Arbeitslosen sinken.

Kritiker befürchten, dass EU-Standards untergraben werden

Auf der anderen Seite wird TTIP von einigen Politikern sowie von Umwelt-, Verbraucherschutz- und Nichtregierungsorganisationen stark kritisiert, denn natürlich hat das Freihandelsabkommen auch negative Seiten. Ein Kritikpunkt gegen TTIP ist, dass das Abkommen bisher ausschließlich hinter verschlossenen Türen und damit ohne demokratische Kontrolle verhandelt wird. In diesem Zusammenhang fordert CSU-Chef Horst Seehofer mehr Transparenz.

Vor allem in Bezug auf die Lebensmittelgesetze sowie auf Gesundheits- und Umweltstandards befürchten Kritiker negative Konsequenzen. Zum Beispiel gibt es in der EU strengere Lebensmittelvorschriften als in den USA. Wenn aber TTIP durchgesetzt wird, darf ein amerikanisches Unternehmen in Europa alles verkaufen, was es auch in den USA verkaufen darf – und anders herum. Das kann zu Problemen führen, da einige Lebensmittel in den USA aus europäischer Sicht sehr fragwürdig verarbeitet werden: In den USA ist es zum Beispiel erlaubt, Hühnchen mit einer „Chlordusche“ zu desinfizieren. In der EU entspricht die Chlor-Behandlung von Hühnchen nicht den Lebensmittelstandards und ist verboten. Kritiker befürchten, dass die EU-Standards durch TTIP gesenkt und untergraben werden könnten. Denn amerikanische Unternehmen können gegen Standards und Vorschriften klagen, wenn sie sich in ihren unternehmerischen Freiheiten und ihrem Denken bevormundet fühlen.

Bitte keine Chlorhühnchen

Ich finde, dass TTIP trotz der vielen negativen Dinge noch zu etwas Gutem werden kann. Denn wenn der jeweils höhere Standard der beiden Wirtschaftsmächte USA und EU geltend gemacht würde, wäre das Freihandelsabkommen ein Segen für die Umwelt und die Wirtschaft zugleich. Vor allem weil es durch das Abkommen weniger Arbeitslose geben und der Verdienst allgemein steigen würde. Für mich steht aber auf jeden Fall fest, egal wie das Abkommen endet, ein Chlorhühnchen esse ich nicht!

MC-Reporter Yannick Krapohl, Klasse 9b, Freie Christliche Schule Siegen, Freudenberg

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