Pflegekräfte

Interview: „Aller Anfang ist schwer“

| Lesedauer: 3 Minuten
Die Pflegekräfte aus Ungarn bereiten sich derzeit in Hattingen auf einen Einsatz in Deutschland vor. In ihrer Heimat waren sie bereits in der Pflege tätig.

Die Pflegekräfte aus Ungarn bereiten sich derzeit in Hattingen auf einen Einsatz in Deutschland vor. In ihrer Heimat waren sie bereits in der Pflege tätig.

Foto: Helios Klinik Hattingen

Hattingen.   Zehn Pflegekräfte aus Ungarn hospitieren derzeit in Hattingen. MC-Reporterin Michaela Ebelhäuser im Gespräch mit einer Pflegerin.

Seit Anfang November lernen zehn jüngere und ältere Pflegekräfte aus Ungarn in der Helios-Klinik in Hattingen. Ihr Ziel: Später einmal hier in Deutschland in der Pflege zu arbeiten. Bevor es aber so weit ist, hospitieren sie neun Monate lang in der Klinik - um die deutsche Sprache zu lernen und einen Einblick in ihre spätere Arbeit zu bekommen. Am Rande einer Veranstaltung führte MC-Reporterin Michaela Ebelhäuser ein Interview mit einer der Pflegerinnen.

Aus welchem Teil von Ungarn kommen Sie?

Ursprünglich komme ich aus Serbien, aus einer kleinen Provinz, die sich Senta (auch Zenta genannt) nennt. Das liegt nahe der ungarischen Grenze. Dort bin ich auch zur Schule gegangen. Erst später bin ich nach Ungarn gezogen. Wir haben eine doppelte Staatsangehörigkeit; serbisch und ungarisch.

Wie wurden Sie auf das Projekt aufmerksam?

Ich habe eine Tante in Ungarn, die in einer dortigen Vermittlungsfirma, die Pflegekräfte aus Ungarn nach Deutschland vermittelt, arbeitet. Dort erfuhr sie von dem Projekt und erzählte mir davon. Da ich mich sehr für Deutschland, die Sprache und die Menschen dort interessiere, beschloss ich, mit meinem Mann zusammen an dem Projekt teilzunehmen.

Was haben Sie vor Ihrer Zeit hier in Deutschland gemacht?

Ich habe an einer Universität Jura studiert. Nach der Universität bin ich auf eine medizinische Mittelschule für Pflegeberufe gegangen. Jetzt habe ich erst einmal genug von Schulen. Weiter- und Fortbildungen sind aber ok.

Aller Anfang ist schwer, wie schwer für Sie?

Ich stimme zu, dass aller Anfang oft schwer ist - obwohl es für mich persönlich gar nicht so besonders schwer ist, weil ich die Sprache schon kenne und mich sehr für Deutschland interessiere. Außerdem hatte ich Deutsch in der Schule und habe auch daheim viel gelernt. Zum Beispiel habe ich unbekannte Wörter recherchiert oder deutsche Serien im Fernsehen angeschaut. Kompliziert wird es nur, wenn ich Anträge ausfüllen muss, wie zum Beispiel Formulare von der Bank. Aber meine Gastfamilie hilft mir viel. Ende Januar möchte ich auch eine Sprachprüfung ablegen. Ich habe zwar ein wenig Prüfungsangst, aber ich denke, dass ich es schaffen werde.

Hier befinden sich Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen. Einige davon schwer traumatisiert. Wie gehen Sie damit um?

Das ist kein Problem für mich. Ich mag es, Menschen zu helfen und mit ihnen zu reden, da bin ich ganz offen. Außerdem wurde ich auch einmal operiert und habe daher ein wenig Erfahrung damit und verstehe die Menschen daher auch besser.

Auf was freuen Sie sich am meisten, wenn Sie morgens zur Klinik gehen?

Ich freue mich, hier in die Sprachschule gehen zu können, jeden Tag neue Menschen kennen zu lernen und mit ihnen zu kommunizieren. Ich bin jeden Morgen neugierig, was der Tag Neues bringt und bin sehr motiviert. Das macht mir Spaß.

Möchten Sie in Deutschland bleiben, wenn Sie die Ausbildung abgeschlossen haben?

Ja, natürlich, wenn wir (Anmerkung der Verfasserin: sie und ihr Ehemann) hier arbeiten können, dann möchten wir für immer bleiben. Deutschland ist ein tolles Land mit sehr netten Menschen.

Keine Sehnsucht nach der Heimat?

Nein, noch nicht.

Haben Sie schon Zukunftspläne?

Erst einmal möchte ich hier anfangen zu arbeiten und dann irgendwann eine Familie gründen. Wenn es eine Gelegenheit gibt zu reisen, möchte ich auch das gerne machen.

Michaela Ebelshäuser, Klasse 13, Schule für Kranke, Hattingen

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