Fliegerei

Gespräch mit einem Flugkapitän

| Lesedauer: 3 Minuten
Mit einem Flugzeug vom Typ „Dreamliner 787“ des Herstellers Boeing fliegt Kapitän Carsten Bendig um die Welt.

Mit einem Flugzeug vom Typ „Dreamliner 787“ des Herstellers Boeing fliegt Kapitän Carsten Bendig um die Welt.

Foto: Boeing

Mülheim.  Carsten Bendig ist Pilot bei Qatar Airways und fliegt auf einer Boeing 787 um die Welt. MC-Reporter Leonard Bendig hat ihn interviewt.

Es heißt, dass man als Pilot viel von der Welt sieht. Stimmt das überhaupt oder sieht man hauptsächlich die Flughäfen der Städte?

Carsten Bendig: Wenn man Mittel- beziehungsweise Langstrecke fliegt, bleibt man immer für etwa zwei bis vier Tage vor Ort. In dieser Zeit bleibt man natürlich nicht nur im Hotel, sondern hat die Möglichkeit, Ausflüge jeglicher Art in die Stadt oder ins Landesinnere zu unternehmen. So hat man Kontakt zu Einheimischen und lernt die Kultur und das Land besser kennen.

Wie hoch ist die Verantwortung, mal in Zahlen ausgedrückt, die du trägst?

Bendig: Ich habe die Verantwortung über maximal 323 Passagiere, 14 Crewmitglieder und bis zu 123 Tonnen Fracht - deren Wert oft bis in den mehrstelligen Millionenbereich geht. Das Flugzeug an sich hat einen Wert von etwa 205 Millionen US-Dollar.

Ist dir eigentlich während eines Fluges permanent bewusst, dass du die Verantwortung für mehrere hundert Menschen trägst?

Bendig: Nicht nur während des Fluges, sondern schon in dem Moment, in dem ich die Maschine betrete, ist mir klar, dass jeder Schritt, den ich von nun an tue, darüber entscheidet, ob die Passagiere unversehrt und komfortabel ihr Ziel erreichen. Das zeigt sich mir am Boden etwa beim Überprüfen des korrekten Beladens der Fracht, dem Betanken des Flugzeuges oder in der Luft beim Umfliegen von Gewitterzellen und Turbulenzen bis hin zu kleineren Dingen wie dem Regeln der Temperatur an Bord.

Wie sieht die Aufgabenverteilung im Cockpit aus?

Bendig: Grundsätzlich gibt es auf jedem Flug einen Piloten, der fliegt und einen, der sich um Funk und Navigation kümmert. Derjenige, der fliegt, kümmert sich auch um die Passagieransagen. Im Falle eines Notfalls ist zudem genau festgelegt, wie vorgegangen wird. Dies geschieht mit Hilfe von Checklisten, die ein Pilot abarbeitet, während der andere das Flugzeug steuert.

Hat sich seit dem Germanwings-Vorfall im März 2015 auch bei Qatar Airways etwas in Bezug auf die Sicherheit im Cockpit verändert?

Bendig: Ja, bei uns ist es wie bei fast allen Airlines so, dass wenn ein Pilot das Cockpit verlässt, um zum Beispiel zur Toilette zu gehen, die Chefstewardess so lange im Cockpit bleibt, bis der andere wieder da ist. Damit soll verhindert werden, dass sich ein einzelner einschließt oder sonstiges.

Dürfen denn grundsätzlich noch andere Personen ins Cockpit?

Bendig: Nein, weder Passagiere noch weitere Angehörige der Besatzung dürfen während des Fluges ins Cockpit. Grund dafür waren die Ereignisse vom 11. September 2001. Es gibt aber auch Airlines, die Familienmitglieder oder Freunde der Besatzung ins Cockpit lassen.

Stimmt es, dass Piloten während des Fluges plötzlich einschlafen und so für einen kurzen Zeitraum die Kontrolle über das Flugzeug verlieren?

Bendig: Das darf in keinem Fall passieren. Damit kann man seinen Arbeitsplatz und seine Lizenz verlieren. Man hat gesetzliche Ruhezeiten zwischen den Flügen. Man muss sich vor einem Flug ausruhen, darf eine bestimmte Zeit vor dem Abflug keinen Alkohol zu sich nehmen und darf keine Medikamente einnehmen. Fühlt man sich nicht fit, muss man sich unbedingt „unfit to fly“ melden und ein „Standby-Pilot“ springt ein.

Leonard Bendig, Klasse 8b, Gymnasium Broich, Mülheim an der Ruhr

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