Recklinghausen. Für Körper und Geist ist der richtige Start in den tag wichtig. Ernährungsberaterin Anke Gasber erklärt den Zeus-Reportern Joana, Lisa, Tim und Enis, warum
Anke Gasber ist Ernährungsberaterin bei der AOK Nord West in Recklinghausen. Derzeit arbeiten die Berufsgrundschüler des Berufskollegs Mitte, Tüv Nord College in Recklinghausen an dem Projekt „Gesundes Frühstück“ und haben die Expertin zu diesem Thema befragt.
Joana: Wir haben in unserer Schule eine Umfrage unter 437 Schülern durchgeführt. Das Ergebnis zeigt, dass 60 Prozent aller Schüler vor der Schule nicht frühstücken. Hätten Sie dieses Ergebnis erwartet?
Anke Gasber: Mit 50 Prozent hätte ich vielleicht gerechnet, weil auch wir in der Einzelberatung immer mehr beobachten, dass schon die jüngeren Schüler in der Grundschule und später auch die Schüler in der weiterführenden Schule vermehrt eben nicht mehr frühstücken. Bei euch in der Schule ist die Tendenz allerdings wirklich sehr hoch.
Lisa: Warum wird das Frühstück eigentlich als die wichtigste Mahlzeit des Tages angesehen?
Vitamine, Mineralstoffe, Eiweiße, Fette, Kohlenhydrate sind Bestandteile unserer Nahrung. Und vermehrt die Kohlenhydrate brauchen wir, damit wir uns konzentrieren können und in der Schule beispielsweise leistungsfähig sind. Ihr habt vielleicht auch schon mal erfahren, dass ihr ohne Frühstück in der Schule Kopfschmerzen bekommen habt, dass euch schwindelig war, dass Unruhe aufgetreten ist. Das sind die klassischen Merkmale der Unterzuckerung, die auftreten, wenn man also zu wenig Kohlenhydrate zu sich genommen hat. Ein gesundes Frühstück ist daher eine wichtige Voraussetzung für Leistungsfähigkeit.
Enis: Wie sieht denn Ihrer Meinung nach ein gesundes Frühstück aus?
Ein gesundes Frühstück setzt sich idealerweise aus einer Mischkost zusammen: ein Getreideprodukt, wie ein Brot oder ein Brötchen, am besten aus Vollkorn. Der Belag kann ein magerer Aufschnitt oder Käse sein, wer etwas Süßes mag, der kann sein Brot auch gerne mit Marmelade bestreichen. Zusätzlich sollte ein Milchprodukt dabei sein, ein Joghurt, ein Quark oder ein Glas Milch, und etwas Obst oder Gemüse, wie Apfel oder Banane, Gurke oder Paprika.
Außerdem gehört natürlich ein Getränk dazu: Tee, Kaffee oder Wasser, verdünnte Säfte. Ich empfehle keine großen Mengen an reinen Säften mehr, eher Fruchtschorlen, weil man festgestellt hat, dass der hohe Fruchtzuckeranteil in der Kinder- und Jugendernährung vermehrt zu Übergewicht führt. Überhaupt sind zuckerhaltige Getränke der Übergewichtsfaktor Nummer eins in der Kinder- und Jugendernährung. Bei Gründen für Übergewicht würde man wahrscheinlich eher an Fastfood, Pommes, Currywurst, und Süßigkeiten denken, aber es sind wesentlich die Getränke. Besser ist es also, eine Flasche Wasser in die Schule mitzunehmen.
Tim: Die Jugendlichen, die Übergewicht haben, die sagen häufig, ich lasse lieber das Frühstück aus, um abzunehmen. Sollte man denen trotzdem zu einem Frühstück raten?
Auf jeden Fall gehört auch für diese Gruppe ein gesundes Frühstück zum Tag. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt im Schnitt drei bis fünf Mahlzeiten am Tag. In der Zeit, in der man abnimmt, sollte man aber dennoch drei Mahlzeiten am Tag zu sich nehmen. Die Idee, ich esse nur zwei oder eine Mahlzeit am Tag, um Kalorien einzusparen, die ist falsch. Wenn man nur ein oder zwei Mahlzeiten zu sich nimmt, dann hat der Stoffwechsel den restlichen Tag nichts zu tun.
Der Stoffwechsel arbeitet auf Sparflamme und verbrennt wenig Kalorien. Es ist also wichtig, dass man dem Körper alle paar Stunden Nahrung, natürlich die richtige, zuführt, damit der Körper gleichmäßig etwas zu tun hat. Es hört sich merkwürdig an, aber der Mensch, der abnehmen möchte, muss häufig erst lernen, richtig zu essen. Drei Mahlzeiten und dabei ein gesundes Frühstück gehören auf jeden Fall zum Tag.
Joana: Hätten Sie denn Tipps oder Vorschläge, wie man Jugendliche dazu bewegen kann, zu Hause zu frühstücken oder sich doch wenigstens ein Frühstück mitzunehmen?
Eine gute und schwierige Frage. Ideal ist es natürlich, wenn ein Elternteil die Zeit und die Möglichkeit hat, zu Hause das Frühstück vorzubereiten. Ich habe selber Kinder im pubertierenden Alter, und wenn ich nichts vorbereiten würde, dann würden sie auch sagen „ich frühstücke nicht, da schlafe ich lieber fünf Minuten länger“. Da hilft es natürlich, wenn man ein Brot schmiert oder ein bisschen Obst oder einen Joghurt hinstellt. Das essen sie dann in der Regel auch. Irgendwann ist man aber alt genug und für sich selber verantwortlich.
Eigentlich muss man sich am Morgen gar nicht so stressen. Ein Glas Milch oder ein Joghurt oder eine Banane können schon ein kleines Frühstück sein. Natürlich macht es Sinn, sich etwas in die Schule mitzunehmen, wenn man morgens nur eine Kleinigkeit gefrühstückt hat. Um Zeit zu sparen, kann man das Brot schon abends schmieren und eingepackt in den Kühlschrank legen, damit es frisch bleibt. Ebenso könnte man abends schon Obst und Gemüse vorbereiten. Im Vergleich zum Einkauf beim Bäcker oder Supermarkt spart ein mitgebrachtes Frühstück zudem Zeit und Geld.
Joana Pautz, Lisa Bartmann, Tim Segerath und Enis Akpinar, BGH4R1/2, Berufskolleg Mitte, Tüv Nord College in Recklinghausen
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