Menden. Alles nur gekauft? Maja Neidert fasst die Enthüllungen der letzten Wochen rund um die Vergabe der WM 2006 zusammen.
Jubelnde Menschenmassen, überall strahlende und stolze Gesichter, jeder verneigte sich vor der auf einem Podest stehenden deutschen Nationalmannschaft. Auf einzelnen in die Luft gehaltenen Plakaten stand: „Danke!“ oder „Ihr seid die Besten!“. Das alles klingt ziemlich so, als wäre es ein perfektes Sommermärchen gewesen, damals, 2006, als die Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land stattfand und Deutschland nicht unverdient den dritten Platz erkämpfte. Man fühlte sich wie Goleo - das Maskottchen der WM - im siebten Fußballhimmel. Doch leider nun wird man neun Jahre später aus diesem Himmel wieder herauskatapultiert.
Sommer, 2015. Plötzlich taucht ein „Spiegel“-Bericht auf, in dem es heißt, bei der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 hätte es eine sogenannte „schwarze Kasse“ gegeben. Schlappe 6,7 Millionen Euro sollen angeblich vom deutschen Bewerbungskomitee an die FIFA, unter dem Vorsitz von Joseph Blatter, bezahlt worden sein.
Beckenbauer büßt Ehre und Ansehen ein
Bereits 2012 soll Blatter angedeutet haben, etwas über Unregelmäßigkeiten bei der Stimmvergabe für die WM 2006 zu wissen: „Gekaufte WM ... Da erinnere ich mich an die WM Vergabe für 2006, wo im letzten Moment jemand den Raum verließ.“, hatte Blatter der Schweizer Boulevardzeitung „Sonntags-Blick“ gesagt.
Entsprechend groß war danach die Empörung in Deutschland. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach meinte dazu: „Wir haben sauber gearbeitet.“ Dieser Ansicht ist er bis heute.
Irgendwann fiel der Verdacht auch auf Franz Beckenbauer, international gefeierter Held, Lichtfigur im Fußball schlechthin und damals Chef des Organisationskomitees. Angeblich wusste auch er von der Zahlung und hat sogar erheblich daran mitgewirkt. Da er jedoch kein wichtiges Sportamt mehr bekleidet, dürfte ihn diese Angelegenheit nicht viel Geld kosten, wohl aber seine Ehre und sein Ansehen, ebenso wie das des damaligen DFB-Präsidenten Theo Zwanziger, der auch tatkräftig bei der Zahlung von 6,7 Millionen Euro mitgewirkt haben soll.
Vertrauen in DFB stark beschädigt
Deutlich schlechter fiel die Sache für den bis vor Kurzem noch gefeierten DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach aus. Nach der Veröffentlichung des „Spiegel“-Berichtes prasselte die Kritik nur so auf Niersbach herab.
Durch das geplatzte Sommermärchen ist das Vertrauen der Bevölkerung in den Deutschen Fußballbund stark beschädigt worden. Aufgrund der heftigen Kritik trat Wolfgang Niersbach von seinem Amt als DFB-Präsident vor zwei Wochen zurück.
Klar ist, wenn tatsächlich Geld zweckentfremdet wurde, wird uns dies noch über längere Zeit beschäftigen.
MC-Reporterin Maja Neidert, Klasse 8a, Walburgisgymnasium Menden
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