Hagen. Zweimal im Jahr findet beim TSV Hagen 1860 die Gürtelprüfung statt. MC-Reporter Maximilian Kramer beschreibt, die Anspannung der Athleten.
Die Athleten der Taekwondo-Abteilung des TSV Hagen 1860 sind sichtlich angespannt und aufgeregt. Mehrere Monate intensiven Trainings liegen hinter ihnen, denn sie wollen an der Gürtelprüfung teilnehmen, die nur zweimal im Jahr stattfindet.
Die Prüfung beginnt wie jedes normale Training – alle stehen in Reihen, die nach den Gurtfarben der Sportler geordnet sind. Der Gurt stellt den Rang des Taekwondoka dar. Ein Rangwechsel erfordert die Teilnahme an der Prüfung. Diese wird von einem Prüfungsausschuss, der aus Meistern mit Ausbildungsbefähigung besteht, abgenommen.
Einstieg in die Prüfung verläuft für alle Athleten gut
Nach den Aufwärm- und Lockerungsübungen geht es auch schon los: Als erstes werden drei Personen aufgerufen, um Kreuzformen, eine Abfolge von Tritten, vorzuführen. Die drei Sportler stellen sich also auf die vorgegebenen Plätze und laufen jeweils ihre Kreuzform, nachdem die Meister das Startsignal gegeben haben. Das klappt bei allen gut und somit ist der Einstieg in die Prüfung positiv verlaufen.
Als nächstes stehen die Hyeong auf dem Programm. Dabei handelt es sich um festgelegte Abfolgen von verschiedenen Bewegungsabläufen. Im traditionellen Taekwondo lassen sich 20 Hyeong voneinander unterscheiden, deren Ausführung jeweils zirka zwei Minuten dauert. Bei den verschiedenen Hyeong variieren die Techniken und alle Formen sind anders. Je höher der angestrebte Rang des Taekwondoka ist, desto mehr Hyeong muss er beherrschen und auswendig ausführen können. In der Prüfung werden von den Meistern zwei Hyeong zufällig ausgewählt.
Jeder Muskel ist angespannt
Die Prüflinge wissen: Jede einzelne Bewegung der Abfolge muss richtig ausgeführt werden, um die Prüfung zu bestehen. Konzentriert führen sie die ihnen zugewiesenen Übungen aus. In der Endposition müssen sie dann verharren. Sie nutzen die Zeit, um ihre Stellung nochmals leicht zu korrigieren und zu verbessern. Jeder Muskel ist jetzt angespannt. Endlich geben die Meister ihre Zustimmung. Die Sportler sind erleichtert.
Nach einer weiteren technischen Disziplin, dem sogenannten Dreischrittkampf, in dem Abwehrtechniken vorgeführt werden, führen jeweils zwei Taekwondoka Kampftechniken vor. Jeder Kampf beginnt und endet mit einer Verbeugung. Sie ist ein Zeichen des gegenseitigen Respektes. Um Ungerechtigkeiten zu vermeiden, werden die Gegner jeweils nach ihrer Größe ausgewählt. Jeder Kampf dauert zwei Minuten.
Technik und Reaktionsvermögen werden bewertet
Die Kriterien, anhand derer die Meister die Leistungen der Sportler bewerten, sind nicht – wie bei Wettkämpfen – die Punkte. Bei der Prüfung geht es vielmehr darum, die Technik und das Reaktionsvermögen der Taekwondoka zu bewerten. Bei allen Prüfungsteilnehmern läuft auch dieser Prüfungsteil recht gut.
Abschließend folgt der Bruchtest, bei dem Bretter zertreten oder zerschlagen werden müssen. Da der Taekwondo-Sport grundsätzlich lehrt, nichts zu zerstören, müssen die Athleten zuerst die Meister um Erlaubnis fragen. Diese geben dann vor, wie das Brett zu zertreten oder zu zerschlagen ist. Die Ausführung der Bruchprüfung und die Dicke des Brettes variieren nach Alter, Rang und Geschlecht.
In der Sporthalle herrscht angespannte Stille
Nun herrscht Stille in der Sporthalle und bei den Angehörigen, Freunden und teilnehmenden Athleten. Das Zertreten eines Brettes erfordert ein hohes Maß an Konzentration, mentaler Stärke, Genauigkeit und Tritttechnik – deshalb schafft es nicht jeder.
Doch gleich der erste Tritt des ersten Athleten führt zum Bruch des Brettes. Die Zuschauer jubeln und die übrigen Teilnehmer freuen sich über den Erfolg des Sportkameraden. Dadurch, dass der agierende Sportler nun ohne Gefühlsregung zu seinem Platz zurück geht, zeigt er, dass er wieder ein Stück mehr Selbstvertrauen gewonnen hat.
Konstruktive Kritik vom Meister
Vor der Verkündung der Ergebnis wird noch die Theorie zu den Stellungen, Techniken und Namen bestimmter Formen hinterfragt. Und dann kommt der große Moment: Die Teilnehmer werden aufgerufen und erfahren, ob sie bestanden haben oder nicht. Die Anspannung hält bis zuletzt an, da oftmals nicht alle bestehen. Doch diesmal besteht jeder die Prüfung. Die Erleichterung ist den Teilnehmern anzusehen.
Die Meister geben jedem einzelnen Teilnehmer noch konstruktive Kritik und Empfehlungen zur weiteren Verbesserung mit auf den Weg. Und endlich werden auch die neuen Gürtel und Urkunden feierlich mit Händedruck vom Meister verteilt. Ein jeder geht am Ende der Prüfung befriedigt mit einem Lächeln nach Hause – das intensive sechsmonatige Training hat sich doch gelohnt.
MC-Reporter Maximilian Kramer, Klasse 8c, Hildegardis-Schule, Hagen
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