Hilden. Aland Hussein (21) vom Berufskolleg in Hilden ist als kleines Kind mit seinen Eltern nach Deutschland geflohen. Hier fühlt er sich wohl und zuhause.
Menschen wollen frei sein, unabhängig und ein Leben ohne Angst führen. Doch niemand kann sich aussuchen, wo er geboren wird und in welchen Verhältnissen er aufwächst. Deshalb gibt es viele Menschen die aus ihren Heimatländern flüchten und hoffen einen besseren Ort zu finden, um ein „normales“ Leben führen zu können.
Für uns in Deutschland ist es ganz normal, morgens aufzustehen, ohne Angst zu haben zur Schule gehen zu können, sich mit Freunden zu treffen, mit ihnen Sport zu treiben, abends sich ins Bett zu legen und ruhig schlafen zu können. Kinder und Jugendliche in anderen Ländern können davon nur träumen.
In Kriegsländern ist es für Kinder normal zu sehen, wie das Haus, wo man aufgewachsen ist und seine Kindheit verbracht hat, zerstört wird. Es ist normal, dass auf den Straßen Autos brennen und Leichen liegen. Für uns ist sowas unvorstellbar. Dazu kommt, dass diese Kinder kaum Perspektiven in ihren Ländern haben, sie sind gefangen in einer Welt von Krieg, Hass und Angst.
Eine große und schwere Entscheidung
Soweit ich mich an meine Kindheit erinnern kann, denke ich daran was für tolle und schöne Dinge ich damals erlebt habe, wie fröhlich ich war, wie gelassen ich alles gesehen habe. Ich konnte nachts kaum abwarten, morgens wieder aufzustehen, rauszugehen und mit meinen Freunden Neues zu erleben. Es macht mich und viele andere Mitschüler traurig und fassungslos, dass es Kinder und Jugendliche in unserem Alter auf dieser Welt gibt, die so etwas nie erleben dürfen.
Es ist eine große und schwere Entscheidung, alles was man sich in seiner Heimat aufgebaut hat, was einem ans Herz gewachsen ist, liegen zu lassen und sich auf dem Weg zu machen, um sich ein neues Leben in einem fremden Land aufzubauen. Oft sind es die Eltern, die sich für ihre Kinder ein besseres Leben wünschen und alles hinter sich lassen. Ein Leben ohne Krieg, Angst und vor allem ein Leben mit einer Zukunft. Sie machen sich auf den Weg, mit dem was sie am Leibe tragen, auf die gefährliche Reise in ihre neue Heimat.
„Die Hoffnung hat mich vorangetrieben“
Man braucht viel Kraft für eine solche Reise, um irgendwann da anzukommen, wo man hin möchte. Doch woher nehmen diese Menschen diese Kraft, wenn sie tagelang ohne Nahrung, kilometerlange Strecken zu Fuß zurücklegen müssen und nachts frieren, weil sie keine Unterkunft, geschweige ein Bett haben um schlafen zu können?
Auf diese Frage hatte ich keine Antwort, also fragte ich meine Mutter woher Sie damals die Kraft genommen hat, um diese Hürde zu schaffen. Sie antworte mir: „Ich hatte keine Kraft, ich war müde und erschöpft, hatte Hunger und Durst, alles was wir zu Essen und Trinken hatten gab ich dir, weil du es mehr benötigt hast als ich. Die Hoffnung hat mich vorangetrieben, die Hoffnung, dass du es mal besser haben wirst als ich und dein Vater.“
Die Zukunft liegt in den Händen der Kinder
Ich habe meine neue Heimat gefunden. Ich fühle mich wohl und gehöre dazu. Doch ich wünsche keinem Menschen, dass er einen Grund haben muss, seine Heimat zu verlassen. Doch dafür müssen Leid und Krieg auf der Welt ein Ende haben.
Ich und auch viele andere Mitschüler würden gerne Menschen helfen wollen, die auf der Welt in Not sind. Doch das geht leider nicht, weil uns die Mittel und die Macht fehlen, um tausende Kilometer von uns entfernt etwas bewirken zu können.
Man sagt die Zukunft liegt in den Händen der Kinder, doch was ist wenn viele von ihnen keine Zukunft haben?
Aland Hussein, Klasse WGY52, Berufskolleg Hilden
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