Berlin/Hessen. Der Heizungsbauer Viessmann verkauft sein Kerngeschäft in die USA. Werden Verbraucher davon profitieren? Ein Ökonom spricht Klartext.
- Der deutsche Heizungsbauer Viessmann hat sich zu einem drastischen Schritt entschieden: Die Wärmepumpen-Sparte soll an ein US-Unternehmen gehen
- Die Meldung löste viele Schlagzeilen aus. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die Zahl der verbauten Wärmepumpen deutlich steigen soll
- Was bedeutet die Entscheidung für deutsche Hausbesitzer und Eigentümer?
So beliebt wie Masken zu Beginn der Pandemie waren, so stürzen sich die Deutschen momentan auf Wärmepumpen. 2022 hat sich deren Absatz in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. 236.000 Geräte wurden im vergangenen Jahr in Deutschland verkauft, so die Zahlen des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP) und der Deutschen Heizungsindustrie (BDH). Ausgerechnet jetzt verkauft der deutsche Heizungsbauer-Gigant Viessmann seine Klimasparte inklusive der Wärmepumpen in die USA – ist der Zeitpunkt ein Zufall?
Viessmann verkauft Geschäft in die USA: Experte verrät wahren Grund
Jedenfalls ein "interessantes Timing", findet Jens Suedekum – Professor of International Economics – von der Heinrich-Heine Universität in Düsseldorf. "Die Preise für Wärmepumpen werden weiter durch die Decke gehen", so Suedekum. Der Markt boome und locke Wettbewerber aus Asien an. "Die Aussicht auf Marktgröße zieht neue Wettbewerber an." Das wiederum setze deutsche Anbieter unter Druck.
Name | Viessmann Group GmbH & Co. KG |
Hauptsitz | Allendorf (Eder) in Hessen |
Gründung | 1917 |
Umsatz | 3,4 Milliarden EUR (2021) |
Mitarbeiterzahl | 14.500 (2022) |
Viessmann verkauft Wärmepumpen-Sparte: Eindeutiges Zeichen – wie die Verbraucher davon profitieren
Suedekum gibt sich sicher: "Die Preise werden in den kommenden Jahren deutlich sinken". Denn gerade asiatische Wärmepumpen-Produzenten seien auf die Massenproduktion ausgelegt. "Die Menge an verkauften Wärmepumpen wird weiter steigen – aber nicht unbedingt die Gewinne der etablierten deutschen Anbieter." Viessmann habe diese Dynamik erkannt und reagiert. "Jetzt sind die Gewinne noch hoch. In ein paar Jahren hätte der Konzern vielleicht keine zwölf Milliarden Euro mehr bekommen", prognostiziert der Experte.
Der Verkauf der Wärmepumpen-Sparte in die USA ist für Suedekum ein Vorbote für sinkende Verbraucherpreise. Die Wärmepumpe jetzt kaufen oder noch warten? Suedekums Tipp: "Clevere Verbraucher können in ein paar Jahren von deutlich niedrigeren Preisen profitieren." Kurzfristig müsse man mit längeren Lieferzeiten und steigenden Preisen für Wärmepumpen rechnen. Der Experte führt das auch auf die Pläne für ein Gas- und Ölheizungsverbot der Ampel-Koalition und die damit einhergehende Verunsicherung zurück.
Wärmepumpen bald deutlich günstiger? Asiatische Anbieter stehen noch vor entscheidendem Problem
Mittel- und langfristig werde sich die Marktsituation aber entspannen, prognostiziert der Experte. Doch warum wird der deutsche Wärmepumpen-Markt für asiatische Produzenten wie Daikin (Japan) oder Samsung (Korea) erst jetzt interessant? Immerhin ist der Trend zur Wärmepumpe in Deutschland mit Blick auf die Absatzzahlen schon seit 2003 erkennbar. Suedekum führt das unter anderem auf das bisher fehlende Netzwerk an Installateuren zurück. "Noch vor ein paar Jahren war der Markt vergleichsweise klein."
Handwerker hätten ihren Kunden die Wärmepumpen deutscher Produzenten empfohlen – zumal sie mit der Technik vertraut sind. Ausländische Firmen hat schlicht der Zugang gefehlt. "Jetzt aber haben ausländische Anbieter die Dynamik erkannt und investieren kräftig in den deutschen Markt." Verbraucher werden in Zukunft bei den Anbietern eine größere Auswahl haben. Und je höher das Angebot, desto härter der Preiskampf.
Experte bewertet den Verkauft von Viessmann in die USA positiv: Zeichen für die Verbraucher deutlich
Wie sich die Preise konkret entwickeln werden, dazu wagt der Experte keine Prognose. Auch andere Experten wie Benjamin Weismann vom Energieberaterverband GIH sind bei dieser Frage zurückhaltend. Im Interview mit unserer Redaktion zur Entwicklung der Preise für neue Heizungen gibt Weismann Hausbesitzern aber einen entscheidenden Tipp: warten.
Schon in den kommenden zwei Jahren werden aus seiner Sicht die Preise sinken. "Die Produktionskapazitäten werden gerade massiv ausgebaut." Somit gibt es in den kommenden Jahren viel Sparpotenzial. Hinzu kommt: Die Bundesregierung plant ab 2024 mehr Zuschüsse für eine neue Heizung – ein erstes Förderkonzept steht und sieht Zuschüsse von bis zu 40 Prozent vor.
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Wärmepumpe jetzt kaufen oder noch warten: Experten mit klarer Einschätzung – wer abwarten sollte
Die Verbraucher können somit in mehrfacher Hinsicht sparen. Zum einen werden die Preise für Wärmepumpen den beiden Experten zufolge aller Voraussicht nach sinken. Zum anderen baut der Staat sein Förderkonzept weiter aus. Auch Lieferengpässe sowie der Mangel an Fachkräften soll sich mittel- und langfristig bessern – was wiederum Faktoren für sinkende Preise sind. Wer somit nicht von der Austauschpflicht für alte Gas- und Ölheizungen 2023 betroffen ist oder mit einer kaputten Heizung kämpft, kann abwarten.
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