Filmpreis

Zonta verleiht Publikumspreis an zwei Filmemacherinnen

| Lesedauer: 4 Minuten
Regisseurin Isa Prahl (re.) und Produzentin Melanie Andernach (li.) erhielten jetzt für ihren Film „1000 Arten Regen zu beschreiben“ den Preis des besten Filmes der diesjährigen 6. Visuelle Oberhausener Frauenfilmtage. Lichtburg-Chefin Petra Rockenfeller (Mitte) lud zugleich zum Filmgespräch ein.

Regisseurin Isa Prahl (re.) und Produzentin Melanie Andernach (li.) erhielten jetzt für ihren Film „1000 Arten Regen zu beschreiben“ den Preis des besten Filmes der diesjährigen 6. Visuelle Oberhausener Frauenfilmtage. Lichtburg-Chefin Petra Rockenfeller (Mitte) lud zugleich zum Filmgespräch ein.

Foto: Herbert Höltgen

OBERHAUSEN.   Regisseurin Isa Prahl und Produzentin Melanie Andernach erzählen in „1000 Arten Regen zu beschreiben“ vom Phänomen der Selbstisolation

Filmemacherinnen den Rücken stärken, das möchte der Zonta-Publikumspreis, der am Samstagabend im Nachgang zu den sechsten Oberhausener Frauenfilmtagen verliehen wurde. Ausgezeichnet wurden die Regisseurin Isa Prahl und die Produzentin Melanie Andernach, beide aus Köln, für den Streifen „1000 Arten Regen zu beschreiben“. Rund 20 Zuschauer kamen zur Verleihung und sahen die Oberhausener Premiere des Films in der „Lichtburg“ an der Elsässer Straße.

Die Geschichte handelt zwar von Mike (18). Aber der ist nur ganz kurz in einer einzigen Szene zu sehen. Eigentlich erzählt sie, wie seine Mutter (gespielt von Bibiana Beglau), sein Vater (Bjarne Mädel) und seine jüngere Schwester (Emma Bading) damit klarkommen, dass Mike seit Monaten sein Zimmer nicht mehr verlässt und jeden Kontakt zur Außenwelt abgebrochen hat. Nur für die Toilette verlässt er noch sein Zimmer. Seine einzige Lebensäußerung sind kleine Zettel, die er unter seiner Zimmertür durchschiebt und die markante Regenereignisse irgendwo in der Welt festhalten.

Diese verschlossene Tür ist denn auch die hauptsächliche Kulisse des einfühlsam gedrehten 90-Minuten-Films. Ob durch Licht, Filmmusik oder tiefgründige Bildszenen, die ganze Inszenierung entspricht der verzweifelten Situation, in die die Selbstisolation des Jugendlichen seine Familie stürzt. Der Vater reagiert zunächst mit Aggressivität auf die Sturheit des Sohnes. Dann steigert er sich wie besessen in seinen Beruf, in die Arbeit mit schwerst Pflegebedürftigen, hinein. Die Mutter gibt es lange nicht auf, Mike weiter mit dem Nötigsten an der verschlossenen Tür zu versorgen. Bald driftet auch sie ab und fängt an, einen Mitschüler ihres Sohnes zu bemuttern. Die Schwester schließlich gleitet in Kreise ab, die ihr nicht gut tun. Alle versuchen dabei, die Fassade einer intakten Familie aufrechtzuerhalten. Am Ende ziehen Vater, Mutter und Schwester aus dem Haus aus. Der Film lässt offen, wie Mike darauf reagiert.

Premiere Ende 2017 in Tallinn

„Wir haben 2010 einen Dokumentarfilm zum Thema Hikikomori, wie das Phänomen in Japan heißt, gedreht“, berichtete Produzentin Melanie Andernach am Samstag. Dort sollen sich bis zu eine Million meist junge Männer selbst isolieren, mehr und mehr aber auch in Deutschland. Die Betroffenen würden sich in vielfältiger Hinsicht überfordert fühlen. „Aber uns war schnell klar, dass man das, was das mit der ganzen Familie macht, viel besser in einem Spielfilm erzählen kann“, fuhr Andernach fort. Für die nötige einfühlsame Umsetzung des Themas schien ihr die Jung-Regisseurin Isa Prahl am besten geeignet. Für Prahl war es das Film-Debüt. Das Drehbuch schrieb Karin Kaci.

Intensive Gespräche mit allen Beteiligten gingen den Dreharbeiten voraus, die im Mai 2016 in Köln und Umgebung stattfanden. Drei bedeutende Förderer machten es möglich, den Film mit einem Etat von 1,2 Millionen Euro auszustatten. Premiere feierte er beim Filmfestival in Tallinn/Estland im Ende 2017. Seit 29. März ist er in den Kinos. Isa Prahl gestand, dass die Arbeit an dieser Produktion eine Herzenssache für sie gewesen sei. Dank des guten Drehbuchs habe man die Hauptrollen mit erstklassigen Darstellern besetzen können.

>>> AUSZEICHNUNG IST MIT 500 EURO DOTIERT

Gestiftet hat der Zonta-Club Oberhausen den Publikumspreis, der mit 500 Euro dotiert ist. Für den Zonta-Club überreichte ihn am Samstag Sabine Buß.

Britta Costecki, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, war Schirmherrin der Frauenfilmtage. „Ich danke für eine so starke Produktion“, erklärte sie bei der Preisübergabe.

„Lichtburg“-Chefin und Film-Expertin Petra Rockenfeller hatte für die Frauenfilmtage Anfang März fünf Produktionen von Frauen ausgewählt. Zwischen ihnen traf eine Jury die Entscheidung für den Publikumspreis.

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