Deutschland macht sich trotz Delta locker. Bei Illner gerieten darüber Lauterbach und Streeck aneinander. Laumann verteidigte den NRW-Kurs.
- Bei Maybrit Illner sorgte ein Streit zwischen Hendrik Streeck und Karl Lauterbach für Aufregung
- Lauterbach kritisiert die Lockerungen als "falsches Signal" in dieser Corona-Lage
- Streeck wirft ihm eine "Spaltung der Gesellschaft" vor
- Dennoch war sich die Runde von Illner auch in einem Punkt einig
Zum Endspurt vor der Sommerpause diskutiert Maybrit Illner am Donnerstagabend, vor dem Hintergrund langsam wieder ansteigender Fallzahlen, zurückgehender Impfungen und einer dominierenden Delta-Variante, über Lockerungen in der Corona-Pandemie. Unter dem Titel "Zurück ins Leben – mehr Freiheit, weniger Vorsicht?"
Angesichts der niedrigen Coronazahlen unternimmt NRW am kommenden Wochenende bereits einen großen Schritt in Richtung dieser Normalität. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) verteidigte die Öffnungen von Discos und Volksfesten. In vielen Bereichen fallen zudem Kontaktbeschränkungen, Masken- und Nachverfolgungspflichten weg.
"Maybrit Illner" – Das waren ihre Gäste
- Hendrick Streeck, Virologe
- Karl Lauterbach, SPD-Gesundheitspolitiker
- Anna Schneider, Chefreporterin der "Welt"
- Karl-Josef Laumann (CDU), NRW-Gesundheitsminister
- Christina Berndt, Wissenschaftsjournalistin der "Süddeutschen Zeitung"
Während der durchaus umstrittene Virologe Hendrick Streeck es ablehnt, diese Lockerungen als waghalsig zu bewerten, stufen Karl Lauterbach und Journalistin Christina Berndt diese, mit einem Blick ins Ausland, als verfrüht und "hochgradig unfair" ein - vor allem denjenigen gegenüber, die bisher noch kein Impfangebot bekommen haben. Die Delta-Variante werde über den Sommer auch in Deutschland die Oberhand gewinnen. Eine hohe Impfquote, und im Idealfall die Herdenimmunität, könnte diese möglichst einschränken. Lauterbach kritisiert die Lockerungen als "falsches Signal" in dieser Lage. Laumann entgegnet, die Landesregierung sei nicht waghalsig. Es gebe kein Bundesland, das so streng teste wie NRW.
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"Illner": Lauterbach fordert kreative Lösungen gegen ausbreitende Impfmüdigkeit
Grundsätzlich herrscht in der Runde Einigkeit darüber, dass es niederschwellig möglich sein muss, eine Corona-Impfung zu erhalten. Amerikaner können sich im Supermarkt oder an der Tankstelle, zwischen Klopapier und Tiefkühlpizza, impfen lassen. Lauterbach fordert kreative Lösungen gegen die abschwächende Impf-Motivation: "Wenn man das noch retten will, muss man den Impfstoff dahin bringen, wo wir diese Leute treffen: In die Shisha Bars, in die Ausgehmeilen, an die Kölner Ringe, in Hamburg ins Schanzenviertel, in Berlin nach Friedrichshain." Lesen Sie hier: "Markus Lanz": Virologe Streeck sieht mögliche vierte Welle
Doch ein Problem wird bleiben: Für Kinder unter zwölf Jahren wird es wohl frühestens im nächsten Jahr einen zugelassenen Impfstoff geben. Anna Schneider prophezeit ein Corona-Déjà-vu: "Ich habe jetzt schon das Gefühl, wir laufen in dieselbe Messe wie letztes Jahr. Man muss dafür sorgen, dass Kinder zur Schule gehen können." Lauterbach warnt vor den Folgen von Long-Covid bei Kindern und fordert, trotz ausbleibender Empfehlungen der Ständigen Impfkommission, ein Impfangebot für Kinder. Denn: "Wenn wir es nicht machen, werden wir in den Schulen im Herbst eine massive Durchseuchung mit der Delta-Variante sehen."

Streeck wirft ihm daraufhin eine "Spaltung der Gesellschaft" und Wahlkampfallüren vor. Lauterbach feuert zurück: "Ich habe die Stiko kritisiert, und das ist keine Majestätsbeleidigung!" Maybrit Illner gibt sich zum Abschluss sich sicher: "Die Kuh ist noch nicht vom Eis."
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