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"Markus Lanz": Virologe zerlegt Alice Weidel und die AfD

| Lesedauer: 5 Minuten
Markus Lanz: Der ZDF-Moderator im Porträt

Markus Lanz: Der ZDF-Moderator im Porträt

Seine Talkshow ist ein Dauerbrenner im ZDF: Wir zeigen im Video die beruflichen Stationen von Markus Lanz, seine Leidenschaft und seine kaum bekannte Ehefrau Angela Gessmann.

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Berlin  AfD-Politikerin Alice Weidel ist selten Gast in Talkshows. Nun war sie bei "Markus Lanz". Sie glänzte mit erstaunlichem Nichtwissen.

  • Alice Weidel war am Dienstagabend bei "Markus Lanz" zu Gast
  • Zu Beginn der Sendung wurde Weidel von Lanz weitgehend ignoriert, als es um Corona ging, fiel sie vor allem mit falschen Behauptungen auf
  • Und auch bei anderen Fragen drückte sich Weidel um Antworten

Wie lange hatte das Team von "Markus Lanz" wohl dafür geackert, diesen speziellen Gast in die Sendung zu bekommen? Wie hartnäckig mögen die Anfragen gewesen sein? Wie viele Abfuhren musste es wohl eingesteckt haben? Am Dienstag war es dann endlich so weit: AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel gab sich die Ehre, bei "Lanz" aufzutreten. Kritik vom Donnerstag: Friedrich Merz versteht bei "Markus Lanz" nichts

Und der seltene Gast brachte tatsächlich eine Überraschung mit. Moderator Markus Lanz, der in der vergangenen Zeit eher dafür Bekanntheit erlangte, seinen Gäste auch mal auseinanderzunehmen, musste sich noch nicht einmal sonderlich anstrengen, um aus Alice Weidel herauszukitzeln: "Die Spitzenkandidatur mit Tino Chrupalla. Das werde ich wohl machen, Herr Lanz."

„Markus Lanz“ – Das waren die Gäste:

  • Alice Weidel: Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion
  • Ann-Katrin Müller: Journalistin, "Spiegel"-Redakteurin
  • Volker Wissing: FDP-Generalsekretär
  • Prof. Timo Ulrichs: Virologe

Alice Weidel: AfD-Entscheidung über Spitzenkandidaten am Mittwoch

Die Katze war also aus dem Sack: Weidel und Chrupalla werden sich als Spitzenteam für die Bundestagswahl 2021 bewerben, um ihre Partei in den Bundestagswahlkampf zu führen.

Die AfD hatte beschlossen, dass sich potenzielle Spitzenkandidaten nur als Team bewerben können. Die Bewerbungsfrist endet an diesem Mittwochmittag, 12 Uhr. Bis Freitag soll über die Zulassung der Kandidaten entschieden werden. Beworben hatten sich neben Weidel und Chrupalla auch der pensionierte Generalleutnant Joachim Wundrak (65) und die Bundestagsabgeordnete Joana Cotar (48).

Die Entscheidung, welches Duo am Ende dann an der Spitze stehen wird, sollen alle Parteimitglieder treffen. Weidel hatte vor der vergangenen Bundestagswahl ein Spitzenteam mit Alexander Gauland gebildet. Gemeinsam leiten sie die Fraktion.

"Markus Lanz": Alice Weidel bekommt keinen Stargast-Status

Und wie schlug sich Weidel nun bei "Lanz" unabhängig davon, dass sie die Talkshow geschickt nutzte, um ihre Spitzenkandidatur bekannt zu machen? Zumindest machte Moderator Lanz ganz unmissverständlich klar, dass er Weidel keinen Stargast-Status zuschrieb - und ignorierte sie im ersten Viertel der Sendung sozusagen komplett.

"Wie geht's Deutschland?": Alice Weidel verlässt Studio fluchtartig

Während die anderen Gäste und vor allem FDP-Generalsekretär Volker Wissing über Corona diskutierten - diesmal über die Versäumnisse der Bundesregierung bei der Impfstoffbeschaffung, die Wirksamkeit der Bundes-Notbremse und den Sinn von Ausgangssperren - hörte Weidel mehr oder weniger gelangweilt zu.

Alice Weidel drückt sich um klare Antworten

Erst auf Lanz' direkte Frage nach der Haltung der AfD zur Testpflicht in Unternehmen wachte sie aus dem Dämmerzustand auf. Dabei schwafelte Weidel vom "an die Wand gefahrenen" Einzelhandel und Mittelstand, "Hunderten und Tausenden Arbeitsplätzen auf der Kippe" und "verfassungswidrigen Gesetzen der Bundesregierung", um erst auf mehrfache Nachfrage Lanz' zum Punkt zu kommen: "Die AfD setzt auf Eigenverantwortung."

Lanz entlarvte die AfD-Politikerin, wenn sie falsche Behauptungen aufstellte. "Das war eben schon falsch", sagte der Moderator, woraufhin Weidel nur ein "Quatsch" entgegnete. "Haben Sie gerade Quatsch gesagt?", fragte Lanz. "Ich habe gerade Quatsch gesagt", sagte Weidel.

Kontra musste Weidel nicht nur von Lanz, sondern vor allem von Virologe Timo Ulrichs und "Spiegel"-Journalistin Ann-Katrin Müller einstecken. Ulrichs bezeichnete die AfD als "politischen Arm der Corona-Leugner". In diesen Kreisen werde "richtig geschmust", blies Müller ins gleiche Horn.

Immerhin: Anders als bei einem Talkshow-Auftritt 2017, als Weidel nach unliebsamen Fragen die ZDF-Sendung "Wie geht's Deutschland" kommentarlos verließ und aus dem Studio flüchtete, hielt sie bei "Lanz" auch kritische Attacken aus.

Weidel statt Corona: Kaum Erkenntnisgewinn

Und so war das Ende der Sendung schließlich nicht mehr Corona, sondern Alice Weidel gewidmet. Wie 2017 - damals forderte Andreas Scheuer (CSU) sie auf, sich von "Rechtsextremisten" aus ihrer Partei wie Björn Höcke zu distanzieren - musste sich Weidel auch diesmal Fragen nach Höcke gefallen lassen. Wie steht sie heute zu ihm? Ist sie zu "seiner wichtigsten Verbündeten" geworden?

Antworten lieferte Weidel nicht. Auch auf Lanz' Frage, ob der frühere AfD-Politiker Andreas Kalbitz für sie ein Rechtsextremist sei, blieb sie eine Antwort schuldig. Weidels Agieren hat Methode. Antworten bleibt sie schuldig und zieht sich auf Parteihandhabung und juristische Positionen zurück. Erkenntnisgewinn ihrer Befragung in den letzten zehn "Lanz"-Minuten: Null. (mit dpa)

„Markus Lanz“ – So liefen die vergangenen Sendungen

Markus Lanz' Sendung von gestern Abend in der ZDF-Mediathek

Die ganze Folge "Markus Lanz" sehen Sie hier.

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