Berlin Ist der Kurs der Bundesregierung angesichts Putins Krieg in der Ukraine richtig? Bei "Maischberger" dreht sich alles um diese Frage.
Vor rund einer Woche hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in einer Rede im Bundestag von einer “Zeitenwende” im Bezug auf das Ende der militärischen Zurückhaltung Deutschlands gesprochen. Denn nun werden Waffen an die Ukraine geliefert und die Bundeswehr wird mit einem Sondervermögen von 100 Milliarden Euro ausgestattet.
Zwar wurden auch wirtschaftliche Sanktionen gegen Russland beschlossen, doch der Bundeskanzler machte am Mittwoch noch einmal klar, dass man hierzulande keine Möglichkeit für einen sofortigen Boykott russischer Energielieferungen sehe. Moderatorin Sandra Maischberger will an diesem Mittwoch von ihren Gästen wissen, ob die Bundesregierung die richtigen Entscheidungen trifft und wie es im Ukraine-Konflikt weitergeht. Mehr zum Thema: Ukraine-Konflikt – Kommt jetzt eine große Hungersnot?
"Maischberger" – Das waren die Gäste
- Joachim Gauck, Altbundespräsident
- Katja Petrowskaja, deutsch-ukrainische Autorin
- Carlo Masala, Militärexperte
- Thomas Roth, langjähriger ARD-Korrespondent in Moskau
- Mariam Lau, Journalistin ("Die Zeit")
- Markus Feldenkirchen, Journalist ("Der Spiegel")
Altbundespräsident Joachim Gauck beurteilt die Lage anders als der Bundeskanzler. Er spricht sich für ein Öl- und Gasembargo gegen Russland aus. "Wir können auch mal frieren für die Freiheit. Wir können auch mal ein paar Jahre ertragen, dass wir weniger an Lebensglück und Lebensfreude haben", sagt er. Einen derartigen Importstopp hält Gauck für die einzig realistische Möglichkeit "dem Aggressor die Grenzen aufzuzeigen."
Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt
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- Putins Ziele: Warum Russland die Ukraine angegriffen hat
- Präsident: Wolodymyr Selenskyj ist Putins Feind Nr. 1
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"Spiegel"-Journalist Markus Feldenkirchen steht einem Energie-Embargo kritisch gegenüber, er sieht aber den "größten Hebel" von Deutschland in Wirtschaftssanktionen. "Die wirken auf die russische Bevölkerung und auf das Umfeld von Wladimir Putin", sagt er.
Gauck hält auch weitere Waffenlieferungen aus Deutschland an die Ukraine für richtig. Eine Meinung, die er an diesem Abend mit der Journalistin Mariam Lau teilt. "Für Putin gibt es für vieles eine militärische Lösung", sagt sie. "Deshalb braucht es mehr Waffenlieferungen von der Nato. Mehr Raketen, mehr Schutzausrüstung, mehr Helme, alles."
"Maischberger"-Gäste sehen in Flugverbotszone keine Lösung
Die vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in den vergangenen Tagen wiederholt geforderte Einrichtung einer Flugverbotszone lehnt er ab. "Einem Überfallenen mit Waffen beizustehen ist etwas anderes, als aktiv Flugzeuge abzuschießen oder Militärbasen auf russischem Territorium zu zerstören", sagt er. Lesen Sie auch: Fremdenlegion – Deutsche Kämpfer im Krieg gegen Putin
Auch wenn Putin, den Gauck den “wirrköpfigen Mann in Moskau” mit “brachialen diktatorischen Absichten” nennt, sei er noch nicht "Hitler am Ende des Krieges", meint Gauck. Deshalb halte er einen Atomkrieg derzeit für unwahrscheinlich, so der Altbundespräsident.
Der Journalist Thomas Roth hat viele Jahre als ARD-Korrespondent in Moskau gearbeitet und sagt über Putin: "Ich habe Jahre gebraucht, um diesen Mann in seiner Brutalität und Skrupellosigkeit zu verstehen." Er betont an diesem Abend mehrfach, dass er den russischen Präsidenten für sehr gefährlich hält, ihm "alles zutraut" und er "soweit geht, wie man ihn gehen lässt."
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Ukraine-Krieg: "Alle machen alles für den Frieden"
Die deutsch-ukrainische Schriftstellerin Katja Petrowskaja hält engen Kontakt mit Menschen in der Ukraine. Sie erzählt von ihrer 86 Jahre alten Mutter, die gerade Kiew verlassen hat. "Die ganze Gesellschaft kämpft – jeder mit verschiedenen Mitteln", sagt sie. So seien auch die Entscheidungen im Land zu bleiben oder es zu verlassen je ein derartiges Mittel.
"Ich nur überrascht, dass der Krieg da ist, nicht wie die Menschen sich entscheiden", erklärt sie. Putin habe unterschätzt, dass die Menschen in der Ukraine als Folge des Maidans unabhängig seien. "Alle machen alles für den Frieden”, sagt Petrowskaja. Ihr Wunsch und der vieler Ukrainerinnen und Ukrainer sei es deshalb, “den Himmel zu schließen", also eine Flugverbotszone einzurichten.
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