Berlin. Rational oder wahnsinnig? Bei „Hart aber fair“ ging es um Wladimir Putin. Für Klarheit sorgte am Ende der ukrainische Botschafter.
Was ist in Wladimir Putin gefahren? Diese Frage stellt sich die schockierte Welt seit dem vergangenen Donnerstag. Der russische Angriffskrieg beschäftigte auch die Runde bei „Hart aber fair“.
„Hart aber fair“: Das waren die Gäste
- Sabine Fischer, Osteuropa-Expertin
- Hans-Lothar Domröse, ehemaliger Nato-General
- Michael Roth, SPD-Außenpolitiker
- Gabor Steingart, Journalist
- Udo Lielischkies, Journalist
„Hart aber fair“: Putin, der Hobbyhistoriker
Natürlich ging es in der Debatte viel um den russischen Präsidenten selbst. Das bedeutete Ferndiagnosen, die immer heikel und doch relevant sind: Schließlich möchte man die Beweggründe verstehen.
Udo Lielischkies bot eine solche Erklärung an. Die Nato sei noch 2004 für Putin keine Bedrohung gewesen, führte der frühere ARD-Journalist an, der einst aus Moskau berichtete. Doch dann sei das Thema für den Präsidenten als Feindbild für die Innenpolitik relevant geworden. Zuletzt habe sich Putin isoliert, sei zum Hobbyhistoriker geworden. „Er kümmert sich gar nicht mehr um die Innenpolitik. Er liest historische Bücher und entwickelt Theorien“, sagte Lielischkies. Die Frage sei nun, ob es noch einen rationalen Putin gebe. „Oder ist das sein großes Endspiel?“
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Ähnlich argumentierte auch Gabor Steingart. Es sei unklar, ob es sich noch um Putin den Strategen oder um Putin den Wahnsinnigen handle, sagte der Chef des Medienunternehmen Media Pioneer. Dabei machten beide Varianten andere Reaktionen notwendig,
General bei „Hart aber fair“: Putin muss verzweifelt sein
Besorgniserregend ist in jedem Fall, dass Putin erneut mit seinem Atomwaffenarsenal gedroht hat. Sabine Fischer, Osteuropa-Expertin der Stiftung Wissenschaft und Politik, wertete dies als Signal in zwei Richtungen: Einerseits als Warnung an die Ukraine, dass man zumindest in kleinem Maßstab zum Atomwaffeneinsatz bereit sei. Und andererseits an den Westen, sich nicht weiter mit Waffenlieferungen und Sanktionen einzumischen.
„Putin ist nicht an einem Atomkrieg interessiert, er hätte keinen Gewinn“, sagte der frühere Nato-General Hans-Lothar Domröse. Allerdings sei die Drohung bezeichnend: „Wer so früh das große Besteck rauslegt, muss verzweifelt sein.“
„Hart aber fair“: Das Bildnis des Botschafters
Was könnte nun helfen? Es war Steingart, der zu dieser Frage eine kontroverse These aufstellte. Auf den Hinweis, dass Putin auch die Möglichkeit geboten werde müsse, von seiner Aggression abzusehen, gab der Journalist an, dass das „nicht schwierig“ sei. So könne man in Verhandlungen etwa die Unabhängigkeit der abtrünnigen ostukrainischen Verwaltungsbezirke anerkennen; die Neutralität der Ukraine als Pufferstaat vereinbaren; die Sanktionen zurücknehmen sowie Freihandel mit der EU in Aussicht stellen.
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Es war gut, dass in diesem Moment der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk , in die Sendung geschaltet wurde. Mit einem Bildnis schmetterte er die formal nicht abwegigen Überlegungen Steingarts an die Wand: „Wenn Sie einem Verbrecher gegenüberstehen, der ein Messer am Hals des Opfers hat, werden Sie sich auch nicht fragen, wie der Verbrecher wohl am besten sein Gesicht wahren kann“, sagte Melnyk. Bisher habe man aus Moskau nur Forderungen gehört, die nicht verhandelbar seien. „Es gibt kein Zugeständnis, das Putin zum Aufhören bringen würde.“
„Hart aber fair“ zum Ukraine-Konflikt: Das Fazit
Diese Ausgabe von „Hart aber fair“ machte deutlich, dass dieser Krieg wohl andauern wird. Das ist für sich genommen tragisch, in diesem Fall aber besonders schlimm: Denn je länger er dauert, desto intensiver wird Putin ihn wohl führen. Eine Niederlage kann er sich nicht leisten.
Die Ukrainer wollen nicht aufgeben. Russland sei ein Koloss auf tönernen Füßen, sagte der Botschafter Melnyk. „Man darf uns nicht abschreiben, wir werden so lange wie möglich kämpfen.“
Hier sehen Sie die Ausgabe von „Hart aber fair“ in der ARD-Mediathek.
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