
Überwältigende Trauer: Carina Loose (Liza Tzischirner, re) hat ihren Mann Thomas verloren. Der Polizeiobermeister (Moritz Sachs) versucht sie vom Tatort fern zu halten.
Foto: WDR/Martin Rottenkolber
Essen. Ein angeblicher Unfall eines scheinbar angetrunkenen Mannes, der kaum trank – ein Fall für die clever und unorthodox vorgehende Anne Marie Fuchs
Sie bilden ohne jede Frage ein ungewöhnliches, sich dem Krimi-Mainstream widersetzendes Ermittlerteam: Die wortkarge, von den Erinnerungen an eine schmerzhafte Vergangenheit voll persönlicher Verluste gequälte Ex-Stasi-Spionin Anne Marie Fuchs (Lina Wendel) und der beredte arabisch-stämmige Ex-Exporthändler Karim Cherif (Youssef el Kilali), die in Düsseldorf eine kleine Detektei betreiben. In sieben Fällen hat sich das Duo – insbesondere die undurchschaubare, clever und unorthodox vorgehende „Füchsin“ – eine Sonderstellung innerhalb der Krimilandschaft erarbeitet. Doch weder Fuchs, Cherif noch eine exzellente Liza Tzschirner als Opfer-Witwe können verhindern, dass die Episode „Alte Sünden“ im Mittelmaß versinkt (Donnerstag, 26. Januar, 20.15 Uhr, ARD).
„Die Füchsin: Alte Sünden“ – Per Zufall ein neuer Auftrag
Die Leiche des leitenden Angestellten Thomas Loose wird aus dem Rhein geborgen. Laut Zeugenaussage hatte er stark angetrunken auf der Kaimauer balanciert, dabei das Gleichgewicht verloren und war in den Fluss gestürzt. Ein Unfall. Looses Ehefrau Corina (Tzschirner) glaubt das nicht, ihr Mann hat kaum mal etwas getrunken, schon gar nicht, wenn er mit dem Wagen zu einem Geschäftsessen unterwegs war. Simone Papst (Jasmin Schwiers) wird unterdessen von ihrem erkrankten Vater Reinhard (Günter Barton sieht fortan aus wie das blühende Leben) gebeten, ihm bei einem kritischen Immobilien-Geschäft in Portugal zu helfen. Nun ist Simone, die natürlich vom Düsseldorfer Schreibtisch aus und mit Links bewerkstelligt, was Vaters Unternehmen in Wochen und Monaten nicht gelungen ist, bekanntlich die Ehefrau von Youssef. Und Thomas Loose war ausgerechnet Chefeinkäufer im Immobilien-Imperium. Als Simone und Corina Loose zufällig in Vaters Haus aufeinander treffen, ist der neue Auftrag für die Detektei Fuchs unter Dach und Fach.
Die Drehbücher von Serienautor Ralf Kinder waren, bei aller Qualität, nie gänzlich frei von logischen Brüchen und nützlichen Unwahrscheinlichkeiten. Aber diesmal sind es der Story-tragenden Zufälle einfach zu viel, zumal auch noch ein lange gehütetes Geheimnis in Simones Familie gelüftet wird.
Papierne Dialoge und einfallslose Regie
Erschreckend papierne Dialoge machen die Sache nicht besser. Doch damit könnte man sich noch abfinden, wäre da nicht eine einfallslose Regie. Gut, der Film entstand 2021, zum Höhepunkt der Corona-Restriktionen. Leere Straßen, leere Gebäude. Abstandsregeln. Andere sind mit dieser Situation geschickt umgegangen. Katrin Schmidt lässt die lähmende Ödnis einfach abfilmen, was man kaum als Stilmittel bezeichnen kann, kennt dabei nur zwei starre Kamerapositionen mit unveränderter Brennweite. Da ist die statische Totale mit Schauplätzen fast ohne Menschen, und man wartet förmlich auf den obligatorischen Mann mit Hund, der vorn durchs Bild stapft und Tiefe vermittelt.
Bewertung: zwei von fünf Sternen
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