Castingshow

Bitte lasst diese DSDS-Staffel die letzte mit Bohlen sein!

| Lesedauer: 7 Minuten
Die aktuelle DSDS-Jury: DJ und Musikproduzent Mousse T. (l.), die Popsängerin Carolin Niemczyk (2.v.l.) und Sängerin Ella Endlich nehmen neben Dieter Bohlen.

Die aktuelle DSDS-Jury: DJ und Musikproduzent Mousse T. (l.), die Popsängerin Carolin Niemczyk (2.v.l.) und Sängerin Ella Endlich nehmen neben Dieter Bohlen.

Foto: MG RTL D / Stefan Gregorowius

Berlin  Schon wieder DSDS. Schon wieder mit Dieter Bohlen. Dabei könnte man den sogenannten Pop-Titan woanders besser gebrauchen.

Wenn wir es uns genau überlegen, erscheint eine Würdigung Dieter Bohlens doch mehr als überfällig. Ein Verdienstkreuz am Bande stünde ihm zu, und zwar für das Bewahren der deutschen Bevölkerung vor schwereren Hörschäden. Wenn es der ein oder andere Kandidat aus der am Mittwoch gestarteten 15. Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) auf eine große Bühne geschafft hätte – nicht auszudenken.

Insofern scheint Bohlens Daseinsberechtigung im deutschen Casting-Fernsehen auch nach mehr als anderthalb Jahrzehnten mehr als gerechtfertigt. Einziges Problem: Er steckt irgendwie im falschen Format fest. So groß der Reiz von „DSDS“ einst auch gewesen ist, beweist bereits die erste Folge der aktuellen Staffel, dass es einmal mehr nicht um das Finden eines echten Talents geht, sondern nur um die Aneinanderreihung von Auftritten gesangtechnisch gescheiterter Existenzen. Schade!

Eine Hausfrau im Eiskönigin-Elsa-Kostüm

Das Vorführen einer Hausfrau in Eiskönigin-Elsa-Kostüm (inklusive Kunstschnee-Pistole) mag der ein oder andere vielleicht als amüsant empfinden, ebenso wie den Regenschirm-Tanz von Krankenschwester a.k.a. Hohe-Töne-Verhunzerin Claudia. Trotzdem: Dieter Bohlen hat etwas Besseres verdient. Deswegen schauen wir doch gleich mal, was er nach seiner Zeit bei „DSDS“ so anstellen könnte. Folgendes könnten wir uns für den 63-Jährigen vorstellen:

1. Statt seine Zeit weiter mit dem Casting-Klamauk zu vergeuden, könnte Dieter Bohlen doch mal wieder selbst zum Mikro greifen. Da sich Marianne und Michael anscheinend klammheimlich in den Ruhestand aufgemacht haben (Die letzten Aktualisierungen auf ihrer Homepage sind nun auch schon wieder ein paar Jährchen her), und Sylvie Meis derzeit ohne feste Bindung ist (privat wie – mit Ausnahmen – beruflich), stünde einem Duett rein gar nichts im Weg.

Bohlen als Coach für Pietro Lombardi?

2. Pietro Lombardi, dieses Prachtexemplar von Mann, sucht neuerdings nach einer Freundin. Da könnte sich Dieter Bohlen doch ein wenig nützlich machen? Schließlich stellt sich heraus, dass sein Schützling über Probleme klagt, eine neue Flamme zu finden – er sei sich nicht sicher, ob eine Frau ihn „wegen seines Ruhms“ begehre oder doch wegen seiner Persönlichkeit. Ja das ist aber auch eine heikle Angelegenheit!

Aber wenn sich ein Mann mit dem weiblichen Geschlecht auskennt, dann doch wohl Bohlen. Und wenn er schon dabei ist, kann er auch gleich Helene-Fischer-Sternchen und seit Mittwochabend Ex-„DSDS“-Kandidat Marcel bei der Partnersuche helfen. Der Altenpfleger aus Leipzig dürfte auch keine allzu großen Schwierigkeiten bereiten. Der 21-Jährige: „Ich bin offen für alle Frauen“.

3. Für Geld tun manche Menschen so einiges, Dieter Bohlen etwa trägt Klamotten von „Camp David“. Statt den Astralkörper aber weiterhin nur als Werbebotschafter für die Marke hinzuhalten, sollte sich Bohlen vielleicht zur Abwechslung einmal aktiv am Designprozess beteiligen. Das Gute daran: Schlimmer wird’s nicht, oder auch: Was nie in Mode war, kann auch nicht aus der Mode kommen.

Hilfe bei den Sondierungsgesprächen

4. Wie geht es mit den Sondierungsgesprächen voran? Nun ja... Da könnte Dieter Bohlen doch was machen! Zwar ist er bei seinen diversen Auftritten in diversen Casting-Show bislang nicht unbedingt für seine diplomatischen Äußerungen bekannt. Aber wer weiß, welche wundersamen Fähigkeiten er am Verhandlungstisch entwickelt? Einen Versuch wäre es angesichts der zähen Gespräche doch allemal wert. Und Lobeshymnen muss er auf die Politik ja Gott sei Dank keine singen.

5. Beim BER gibt es immer was zu tun. Auch für diejenigen, die bislang noch nie mit dem Bau eines Flughafens beschäftigt waren. Kein Problem. Seine neuen Jury-Kollegen Produzent Mousse T. (51), „Glasperlen“-Perle Carolin Niemczyk (27) und Schlagersängerin Ella Endlich (33) können auch helfen, wenn sie wollen. Gar kein Problem.

Ein neuer Korbmacher

6. Wer als Großmeister in Sprücheklopferei seine Brötchen verdient, könnte ebenso als TV-Kommentator tätig werden, etwa anlässlich der Hochzeit von Prinz Harry. Schließlich kommt dessen Verlobte Meghan Markle aus dem Show-Geschäft, ist somit quasi Kollegin von Bohlen, und alte Männer hat das öffentlich-rechtliche Fernsehen im Laufe seiner Hochzeits-Übertragungsgeschichte doch nun wirklich mehr als genug gesehen.

7. Erst vor wenigen Tagen erreichte uns die Nachricht, dass es mit dem Korbmachern zu Ende geht. Wenn nicht bald Nachwuchs-Flechtwerkgestalter anrücken, heißt’s: Aus die Maus. Nur noch wenige Menschen seien in der Lage, dem Handwerk nachzugehen. Wie wäre es, Herr Bohlen? Körbe geben Sie wie kein Zweiter.

Eine Chance für Regenschirm-Claudia

8. So viele warme Worte wie Bohlen in der Premieren-Folge der aktuellen Staffel äußerte, könnte der gemeine Zuschauer beinahe glauben, der Pop-Titan habe heimlich eine Ausbildung als Psychotherapeut absolviert (Er gibt gar Regenschirm-Claudia eine Chance!). Was spricht also gegen eine Praxis zur Heilung der ob ihres „DSDS“-Aus untröstlichen Talente?

Bier-Fabian aus Staffel 15 könnte als erster Patient herhalten. Er will sich nämlich seiner Stelle als stellvertretender Filialenter bei einer Supermarktkette entledigen, um dem Hopfengetränk musikalisch zu huldigen. Im Vier-Augen-Gespräch müsste Bohlen aber wohl etwas mehr Gnade walten lassen als vor der Kamera: „Fabian, nimm statt dem Mikrofon lieber eine Klobürste in die Hand, die ist Scheiße gewohnt.“

Plaudern von guten alten DSDS-Zeiten

9. Was hat Superstar Adele, was Dieter Bohlen nicht hat? Richtig, eine Auszeit. Wieso gönnt sich der geborene Ostfriese nicht einmal eine ausgedehnte Phase der Abwesenheit vom deutschen Show-Biz? Geldmangel sollte keine Sorge sein. Wohin könnte es gehen? Seit wenigen Wochen wartet die bis vor kurzem nur schwer zugängliche Atlantik-Insel St. Helena auf Touristen. Die rund 4200 Einwohner stellen sich sicher gerne zur Verfügung, wenn Herr Bohlen von den guten alten DSDS-Zeiten plaudern will (Die liegen allerdings etwas länger zurück).

10. Haben Sie schon von James Howells gehört, diesem von Unglück Geplagten? Auf seiner Festplatte schlummert Bitcoins im Wert von derzeit mehr als 100 Millionen Dollar. Das Problem: Die Platte liegt auf dem Müll. Der Waliser versucht bislang vergeblich, den Stadtrat seiner Heimat Newport zu überzeugen, ihn auf der Müllkippe nach seinem Vermögen suchen zu lassen. Vielleicht könnte Dieter Bohlen ein gutes Wort für ihn einlegen, ihm am Ende vielleicht sogar beim Buddeln behilflich sein? Schließlich hat er dank „DSDS“ doch ausreichend Erfahrung im Umgang mit (Gesangs-)Abfall.

In diesem Sinne wünschen wir uns nur Herrn Bohlen nur noch eins: endlich Sendeschluss.

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