Düsseldorf Das bekannte Düsseldorfer Puppenkünstler-Duo „Half past selber schuld“ feiert mit „Kafka in Wonderland“ Premiere in Düsseldorf.
Was hat Franz Kafka mit Wunderland zu tun? Und warum blicken überdimensionierte Puppen und Comicgestalten in eine kafkaeske Zukunft? Der Titel des deutsch-israelischen Künstler-Duos „Half past selber schuld“ „Kafka in Wonderland“ lässt einen zumindest erahnen, dass das Stück, das am Mittwochabend Premiere im Forum Freies Theater Düsseldorf feierte, getreu dem Wort „kafkaesk“ absurd und in seinen Zusammenhängen undurchschaubar wird.
Undurchschaubar ist ein gutes Stichwort. Denn in sieben kurzweiligen und hintergründigen Episoden skizzieren die Künstler um Ilanit Magarshak-Riegg und Sir ladybug beetle alias Frank Römmele nichts weniger als die Zukunft des Menschen – undurchschaubarer geht es kaum.
Sie befassen genauer gesagt mit dem Transhumanismus – jener Denkrichtung, die die Grenzen menschlicher Möglichkeiten durch den Einsatz technologischer Verfahren wie Genetik, Robotik und Nanotechnik erweitern will.
Wonderland ist eine hochtechnologisierte Welt
Dabei steht Wonderland für die zukünftige und hochtechnologisierte Gesellschaft, Kafka für den Menschen, der sich nicht wirklich in dieer Dystopie zurecht finden mag. Das alles wird künstlerisch hoch eindrucksvoll durch Puppen, Miniaturen und Tänzer dargestellt.
Skurrile und bizarre Szenen in englischer und deutscher Sprache werden präsentiert, wobei der Zuschauer nicht recht weiß, ob ein hoffnungsvolles oder doch zerstörendes Bild unseres Lebens in den kommenden 40 Jahren gezeichnet wird. So sind selbstfahrende Autos – die es ja schon in den USA gibt – zum Standard in der Zukunfts-Welt geworden.
Ein Wagen aus Holz und Pappmaché steht für solch ein Auto. Es muss selbst entscheiden, was es tut – ist es doch programmiert und entscheidet daher kühl-rational. Auch bei Unfällen. So steht die Maschine vor der scheinbar ausweglosen Entscheidung eine Gruppe Kinder, einen Arzt mit Hund oder eine dicke Frau überfahren zu müssen.
Das selbstfahrende Auto berechnet die Folgen, seine Stimme klickt dabei ruhig. Schließlich muss die dicke Frau dran glauben. Hat sie ihr Leben doch schon hinter sich, so der Bordrechner, und ist daher nicht so viel Wert wie der Arzt, der ja Leben rettet, und die Kinder, die ihr Leben freilich noch vor sich haben.
Erfinder des Bühnencomics
In ähnlich moralische Bredouille bringt „Kafka in Wonderland“ den Zuschauer als ein kinderloses Paar in einer riesigen Mikrowelle ein Instant Baby warm macht. Nach kurzem Warten ist der Mikrowellen-Mensch dann fertig, gesund und einsatzbereit – da das Paar den Anweisungen auf der Verpackung gefolgt ist. Oder in der fünfminütigen Episode „life after life“, als ein Greis – es ist nicht Kafka – umrahmt von seiner Familie im Begriff ist zu sterben. Er sollte jetzt nur noch rasch sein Bewusstsein in eine Cloud uploaden, damit er es ja auch nach seinem Tod nutzen kann. Dies raten ihm zumindest seine Enkelchen. Wer im Diesseits nicht vorsorgt, so wird gewarnt, hat im Jenseits schlechte Karten.
Das Bühnencomic, deren Erfinder das Künstlerduo ist, arbeitet mit starken Visualisierung, treffender Musik, 3 D-Effekten. Dazu immer wieder lustige Videoclips und vor allem immer wieder eindrucksvolles Puppenspiel, das die surreale und an einigen Stellen hoffentlich überzeichnete Science-Fiction-Atmosphäre real und erlebbar werden lässt.
>>Seit 2002 Bühnencomics:
-
„Half past selber schuld“ hat bei dem RTL-Format „die Puppenstars“ mitgemacht. Das machte sie schlagartig bekannt.
- Nächste Termine: 28. und 29. April, ab 20 Uhr im FFT.
- Die Tickets ab 11 Euro unter0211-87678718.
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Kultur