Bochum. Ein symptomatischer Abschluss für die Ruhr-Triennale von Barbara Frey: Wenig zu lachen beim Nachtkonzert mit dem Huelgas Ensemble in Bochum.
Für den Abschluss ihrer dritten und letzten Saison als Intendantin der Ruhrtriennale lud Barbara Frey zu einem Nachtkonzert in die zur Kathedrale gewandelte Jahrhunderthalle. Nach den Klangschlachten des „Play Big“ der Vortage sorgten die 24 Sängerinnen und Sänger des belgischen „Huelgas Ensembles“ bis weit nach Mitternacht für einen zarten Abschied voller spiritueller Energie. Neun Chorgesänge aus dem 15. bis 17. Jahrhundert, darunter eine ausgedehnte Mess-Vertonung des franko-flämischen Meisters Antoine Brumel, zierten das mit weit mehr als zwei pausenlosen Stunden arg lang geratene Mitternachts-Event.
Das Motto des Programms „Quid Chaos“ (Welch ein Chaos) stammt zwar aus einem hoffnungsvollen Hochzeitslied von Leonhard Lechner. Allerdings korrespondiert das Motto auch mit der Programmpolitik Barbara Freys, die in ihren drei Jahren eine von Aufruhr, Irritationen und Ängsten geprägte Welt reflektierte, in der es wenig zu lachen gibt. Selbst nicht im „Sommernachtstraum“ zur diesjährigen Saisoneröffnung.
Das „Quid Chaos“-Konzert des Huelgas Ensembles endete erst nach Mitternacht
Die Qualität des „Huelgas Ensembles“ unter der Leitung von Paul van Nevel ist unbestritten. Mit großer Experimentierfreude nutzten die Interpreten die räumlichen Möglichkeiten der Jahrhunderthalle und wechselten für jedes Stück ihre Positionen, so dass vor allem mehrchörige Werke effektvoll zur Geltung kamen. Beeindruckend, wie nuanciert die unterschiedlichen Stile von den alten franko-flämischen Meistern über die komplexe Vokalpolyphonie eines Palestrina bis zu Vertretern der venezianischen Mehrchörigkeit zum Ausdruck kamen. Auch wenn die Kontraste auf Dauer nicht so plastisch ausfielen, als dass sie einen derart langen Abend unter Spannung hätten halten können. Vor allem nicht nach Mitternacht.
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