Bochum. Das Projekt an der Hochschule für Gesundheit ist beendet. Es ging um Lösungen gegen den Verlust von sozialem Kontakt und Fitness im Alter.
So sieht wohl das Ende eines erfolgreichen Projektes aus. Anke Osterhoff und Liane Günther kommen aus der Verabschiedung gar nicht mehr heraus. Immer wieder werden sie umarmt, hören dabei oft ein „Danke“ oder „schade, dass es vorbei ist“. Die beiden wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen der Hochschule für Gesundheit haben das Projekt „Quartier agil“ betreut, ein besonderes Angebot für die körperliche und kognitive Fitness von Senioren.
„Wir würden das gerne in die Praxis bringen“, sagt Christian Thiel, Professor im Studienbereich Physiotherapie. Er gehört zusammen mit Prof. Christian Grüneberg, Liane Günther und Anke Osterhoff sowie Dekan Prof. Sascha Sommer zum Quartier-agil-Team. „Bei dem Projekt ging es darum, praxisnahe Lösungen gegen den Verlust von sozialem Kontakt und körperlicher Fitness im Alter zu erarbeiten“, sagt Thiel. „Also auch, etwas gegen drohende Vereinsamung von älteren Menschen zu tun.“
Wohnquartier bietet Möglichkeiten
Nehme im Alter die körperliche und sprachlich-kognitive Leistungsfähigkeit ab, führe das oft dazu, dass soziale Kontakte geringer würden. „Gleichzeitig bietet aber das Wohnquartier ein großes Potenzial, um die Aktivitäten zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben anzuregen und aufrechtzuerhalten.“ Dort treffen sich die älteren Menschen mit Verwandten, Freunden und Bekannten. Sie kaufen ein und nehmen an kulturellen Veranstaltungen teil.
Die Teilnehmer bekamen ein Smartphone zur Verfügung gestellt. Darüber erhielten sie Hinweise und Aufgaben, konnten sich damit aber auch vernetzen. Zum Beispiel sollten sie Fotos von bestimmten Stellen in ihrem Wohnquartier machen. Im Januar 2017 hatte das Projekt im Stadtteil Altenbochum begonnen. „Nach sechs Monaten wurden die Erfahrungen und Erkenntnisse ausgewertet und das Programm für die zweite Phase optimiert“, sagt Thiel. „Viele Dinge haben in der zweiten Gruppe besser funktioniert.“
Teilnehmerin Doris Wiemer, 71, kann das nur bestätigen. Sie hatte aus der WAZ von dem Projekt erfahren. „Ich fand die Idee ganz toll. Ich wollte soziale Kontakte knüpfen. Das hat geklappt. Es hat sich eine Gruppe von acht Personen gefunden. Wir treffen uns regelmäßig, haben eine Radtour gemacht, Boule gespielt. Ich war traurig, dass es nicht mehr weiterging. Ein halbes Jahr war eigentlich zu kurz.“
„Ich habe sehr nette Menschen kennengelernt“
Auch Marion Häusler, 75, nahm am Projekt teil. „Ich habe viel Zeit, seitdem ich alleine bin. Meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Das Beste sind die regelmäßigen Treffen. Ich habe sehr nette Menschen kennengelernt.“ Sie bleiben über eine WhatsApp-Gruppe verbunden. Der Name der Gruppe: Quartier agil. „Darüber verabreden wir uns, treffen uns weiterhin regelmäßig“, sagt Häusler. Es sei wichtig, wenn man alleine lebe, dass man Kontakte knüpfe. „So ein Angebot würde auch für andere Stadtteile Sinn machen.“ Das sehen sie an der Hochschule so. Thiel: „Es gibt bereits eine Kooperation mit dem TV Frischauf Altenbochum. Da könnte man das vielleicht als Kurs etablieren. Oder man bindet das Projekt an Seniorenbüros an.“
>>> Bundesministerium fördert das Projekt
Seit Januar 2016 arbeitet das Team der HSG am Projekt „Quartier agil – Aktiv in unserem Quartier“. Das Projekt ist vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Um die technische Seite kümmert sich die Hochschule Ruhr West. Weitere Partner sind Diakonie Ruhr die Stadt Bochum.
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